Der französische Pianist Philippe Cassard ist ein begnadeter Musiker mit einer klaren, sicheren und unprätentiösen Interpretationslinie. Sein Schubert ist wie aus einem Guss. Einerseits begeistert er mit seinem kräftigen und klangprächtigen Anschlag, andererseits sind es aber auch immer die aus der Distanz betrachteten feinen, besonnenen und liedhaften Momente, die den französischen Pianisten als einen interessanten Schubert-Interpreten ausweisen. Interessant, weil er Schubert als einen virilen Komponisten betrachtet und seine Musik sehr direkt und unverschnörkelt angeht. Dann stört es auch nicht, wenn die poetischen, feinnervigen und zerbrechlichen Elemente in den Hintergrund geraten, stattdessen sich eine sichere, ja manchmal sogar dominante Haltung in seinen Sonaten durchsetzt. Und es gefällt, einmal einen recht markanten Schubert zu hören, der seinen Mann steht und nicht vor Selbstmitleid vergeht.
Cassard überzeugt darüber hinaus als versierter Techniker, der sich selbst als Musiker zurückhält und ‘seinem’ Schubert den Vortritt lässt. Für mich eine der schönsten Schubert-Überraschungen der letzten Jahre!