Die 5. Symphonie für Tenor, Frauenchor und Orchester aus dem Jahr 1941 und das symphonische Adagio ‘Isis’ des Rumänen George Enescu (1881-1955) wurden vom Komponisten nur als Particell hinterlassen. In den Neunzigerjahren wurden sie von Enescus Landsmann Pascal Bentoiu, einem Komponisten und Musikwissenschaftler, ausgearbeitet und instrumentiert. Der auf Enescu spezialisierte Bentoiu schreibt in einem Text auf der Enescu-Homepage, man habe es hier mit dem typischen Fall eines Komponisten zu tun, « dessen Bedeutung schon zu Lebzeiten nicht verstanden wurde. » Wegen seiner Rumänischen Rhapsodien, die er 20-jährig komponiert hatte, werde ihm « eine exotische, folkloristische Qualität zuerkannt und kurzerhand geschlussfolgert, er müsse ein pittoresker Vertreter einer ‘nationalen Schule’ sein. Das allein ist jedoch unweigerlich zu wenig und grundsätzlich falsch. » Der Enescu-Forscher erklärt die mangelnde Popularität der Werke des Komponisten mit ihrer « …außergewöhnlichen musikalischen Informationsdichte. Sie sind schwierig, sie sind gewissermaßen zu schwierig für die Bedingungen musikalischer Darbietung in der heutigen Zeit. Um wirklich erschlossen werden zu können, verlangen sie danach, wiederholt gehört zu werden, was nur selten möglich ist, sie verlangen den Interpreten eine Investition an Zeit, Arbeit und Mühe ab, die außerordentlich groß ist (und die meisten Interpreten unserer Tage sind doch sehr in Eile). Enescus Musik fordert also, kurz gesagt, eine liebevolle Annäherung, echte Hingabe und fast ein Glaubensbekenntnis, sowohl von den Zuhörern als auch von den Musikern. »
In der 1923 komponierten Tondichtung ‘Isis » ist der Frauenchor quasi instrumental im Orchester integriert. Die Vokalisen, so sagt Dirigent Peter Ruczicka, « erscheinen wie die Boten einer Himmelsmusik, die Isis, die ägyptische Zaubergöttin anruft. » Die Musik hat etwas Wagnerianisches, erinnert bisweilen auch an Scriabin.
Die fünfte Symphonie (1941) ist folkloristisch gefärbt. Aber « …trotz des Einsatzes eines groß besetzten Orchesters erreicht Enescu hierbei durchweg eine fast kammermusikalische Transparenz. Subtilste Klangabmischungen stellen eine besondere Spannung zwischen der Komplexität des musikalischen Augenblicks und der unbestimmten Erwartung des Kommenden her », sagt Peter Ruzicka. Beide Werke dirigiert er sehr inspiriert, und die Deutsche Radio Philharmonie setzt die opalisierenden Klangimpressionen des Komponisten sehr gut um. Man hört eine Flut wunderbarer Farben und weicher Stimmungen, außer im Vivace con fuoco der Symphonie, das wie eine abenteuerliche Märchenfolge an unser Ohr dringt und in ein flirrendes Andante grave überleitet, mit dem das Werk zu Ende geht. Nur in diesem Satz, den der Komponist als Trauermarsch bezeichnete, singen Tenor und Chor.
With subtle colors and a sensual musical flow, Peter Ruckica draws magical moments from George Enescu’s Symphony No. 5 for tenor, female choir, and orchestra and the symphonic adagio Isis, both completed by Pascal Bentoiu