Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 3 c-Moll, op. 60; Peteris Vasks: Klavierquartett; Urban Piano Quartet (Nicolas Dupont, Violine, Clément Holvoet, Viola, Kacper Nowak, Cello, Monika Dars, Klavier); 1 CD Etcetera KTC1650; Liveaufnahmen 2019/2020, Veröffentlichung 03/2021 (70') – Rezension von Remy Franck
Das 2018 gegründete belgische Urban Piano Quartet gewann 2019 den belgischen Supernova-Preis, was u.a. zu dieser CD-Aufnahme führte.
Johannes Brahms’ drittes Klavierquartett ist Clara Schumann gewidmet und, wie so manche andere seiner Werke, war es eine Schwergeburt. Der erste Satz ist eines der verzweifeltsten Stücke, die Brahms je komponierte. Das Urban Piano Quartet versetzt uns gleich mit dem Kontrast zwischen dem kräftigen Klavierakkord und den Seufzern der Streicher in die richtige Stimmung, um die Leidenschaftlichkeit, aber auch, im Seitenthema, das Idyllische der generell dämonisch intensiven Musik zu erleben. Rastlos drängend erklingt das Scherzo, während es dem lyrischen Andante nicht an Intensität und Steigerungspotenzial fehlt.
Das Finale beginnt sehr unruhig und wird vom Urban Piano Quartet heroisch aufgetürmt. Diese drängende, virtuose, leidenschaftliche und letztlich so emotionale Interpretation von Nicolas Dupont, Clément Holvoet, Kacper Nowak und Monika Dars ist elektrisierend! Höchste Präzision im Zusammenspiel, eine großartige Palette an Farben und andere Gestaltungsmittel stehen im Dienst einer Musikalität, den Zuhörer kraftvoll überrollt.
Der lettische Komponist Peteris Vasks (*1946) komponierte sein einziges, sechssätziges Klavierquartett im Jahre 2001. Es vereint minimalistische Tonelemente mit lettischer Folklore. Dem Urban Piano Quartet gelingt eine spannungsvolle Interpretation des Quartetts, in dem mit diversen stilistischen Mitteln die emotionale Dramatik der Komposition voll ausgeschöpft wird. Dabei erlangt die Komposition einen richtigen Psycho-Effekt mit alptraumhaften Höhepunkten.
The Belgian Urban Piano Quartet, founded in 2018, won the Belgian Supernova Prize in 2019, which led, among other things, to this CD recording.
Johannes Brahms’ Third Piano Quartet is dedicated to Clara Schumann and, like so many of his other works, it went through a difficult composition process. The first movement is one of the most despairing pieces Brahms ever composed. The Urban Piano Quartet immediately puts us in the right mood with the contrast between the powerful piano chord and the sighs of the strings to experience the passionate but also, in the secondary theme, the idyllic nature of the generally demonically intense music. The Scherzo sounds restlessly urgent, while the lyrical Andante does not lack intensity and potential for intensification.
The finale begins very restlessly and is heroically shaped by the Urban Piano Quartet. This urgent, virtuosic, passionate and ultimately so emotional interpretation by Nicolas Dupont, Clément Holvoet, Kacper Nowak and Monika Dars is electrifying! The highest precision, a magnificent palette of colors and other means of differentiating are in the service of a musicality that powerfully rolls over the listener.
Latvian composer Peteris Vasks (*1946) composed his Piano Quartet in 2001, combining minimalist elements with Latvian folklore. The Urban Piano Quartet succeeds in creating an exciting interpretation of the six-movement quartet, in which the emotional drama of the composition is fully explored with diverse stylistic means. In the process, the composition acquires a real Psycho effect with nightmarish climaxes.