Der 1951 in Shanghai geborene Qigang Chen lebt seit 1984 in Frankreich. Er war der letzte Schüler von Olivier Messiaens. 1992 nahm er die französische Nationalität an. Chen komponierte seine Orchestersuite Wu Xing (Die Fünf Elemente) 1998 im Auftrag von Radio France. Sie ist, wie gesagt wurde, eine zarte Verkörperung von Olivier Messiaens großer Idee von « einer perfekten Verschmelzung östlicher philosophischer Emotionen mit westlichem musikalischem Ausdruck ».
Die Fünf Elemente stellen in dieser Komposition einen dynamischen Prozess dar: Der Komponist drückt auf diese Weise seine persönliche Vision von den Beziehungen zwischen diesen Elementen aus und bietet eine musikalische Interpretation dessen, was jedes Element für ihn symbolisiert, und stellt eine neue Darstellungsordnung der fünf Elemente auf der Grundlage der erzeugenden Funktion vor, Wasser – Holz – Feuer – Erde – Metall.
Es ist ein starkes, ausdrucksvoll-eloquentes Stück, das in dieser Aufnahme detailreich und stimmungsvoll aufgeführt wird, wesentlich aussagekräftiger als in einer von uns zum Vergleich herangezogenen Radioaufnahme mit dem Dallas Symphony Orchestra.
Chens zweites Werk auf dieser CD ist sein Violinkonzert La Joie de la Souffrance, eine Auftragskomposition der Isaac Stern Violin Competition, des Melbourne Symphony Orchestra, des New Jersey Symphony und des Orchestre National du Capitole de Toulouse. Das Werk nimmt eine chinesische Melodie aus der Tang Dynastie als Ausgangspunkt und dreht sich um die Relation von Freude und Leid. Chen vergleicht diese vermeintlich gegensätzlichen Gefühle mit Yin und Yang, sie sind ihm zufolge also unzertrennlich und überall gemeinsam anzutreffen: « Wie Verlust und Gewinn sind die dazu bestimmt, einen Ausgleich herzustellen. »
Ich habe dieses Werk im August 2018 mehrmals bei der Isaac Stern Violin Competition in Shanghai gehört, und mich wirklich gefreut, es nun auf dieser CD wieder zu finden, denn es ist unzweifelhaft ein schönes, romantisch gefärbtes Stück mit charakteristischen Melodien, und hat die Qualität, ein Repertoirestück zu werden. Freilich muss ich gestehen, dass keiner der Kandidaten im Wettbewerb es so großartig, so inspiriert, so ausdrucksvoll, so packend spielte wie Maxim Vengerov in dieser Aufnahme. Vengerov und Yu erbringen so den Beweis, dass dies eines der schönsten und attraktivsten Violinkonzerte des 21. Jahrhunderts ist.
Mit Kreislers deliziösem Tambourin Chinois findet das Programm seinen Weg in den Westen, zu Rachmaninovs Symphonischen Tänzen, die dieser 1940 in den USA komponierte. Yu und sein Shanghai Symphony Orchestra liefern davon eine sehr transparente, die Blasinstrumente privilegierende Interpretation, die ich persönlich als etwas zu blumig und bunt empfinde, die dem Werk aber einen ganz besonderen Touch gibt.
Unsere hohe Benotung verdankt die CD den beiden Werken von Qigang Chen.