Mario Venzago setzt seinen Bruckner-Zyklus, den er mit ganz verschiedenen Orchestern realisiert, mit der Achten Symphonie fort, für die er als Partner das Konzerthausorchester Berlin gewählt hat. Er dirigiert die Zweitfassung der Symphonie, also die Version von 1890.
Wie schon in den anderen bisher erschienen Einspielungen zeichnet sich die Achte durch ein schlankes Klangbild aus, das ohne jedes Pathos ist und eine gute Balance zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen herstellt. Auch wenn die Tempi nicht selten auf der schellen Seite sind, ist Venzagos Agogik sehr variabel und erzeugt so viel Spannung. Er kann sehr zupackend dirigieren, aber sich auch Zeit nehmen für kräftige Farben und lyrisch aufbereitete Melodien. Daher ist er mit seiner Spieldauer zwar unter dem Durchschnitt, aber er braucht länger als Böhm in seiner rabiaten Aufnahme mit dem BR-Symphonieorchester oder auch als der frühe Jochum.
Sein Adagio hat ideale Proportionen, es ist kontinuierlich in Bewegung und zieht das Schmerzlich-Sehnende dem Kontemplativen vor und gewinnt so einen Grad an musikalischer Ehrlichkeit, wie ihn nicht viele Dirigenten in dieser Musik des Ringens um Glauben erreicht haben. Die Emotionalität dieses inneren Kampfes wird hier in seltener Intensität spürbar. Das stürmische Finale ist die logische Fortsetzung, die Befreiung, auch wenn immer wieder Zweifel eingestreut werden, die quälende Reminiszenzen wachrufen.
Nicht zuletzt wegen des packenden Adagios ist diese Aufnahme gewiss eine der interessantesten Achten, die ich in den letzten zehn Jahren gehört habe.
In all respects this is a fine account of Bruckner’s 8th Symphony. Swiss conductor Mario Venzago conducts vividly without stressing any of the tempos. He can be very alert and give the music a great intensity, on the other side he accentuates the lyrical aspects so that the music gets a lot of tension and variety, without any grandeur and pathos.