Wer Martha Argerich solo hören will, muss auf jahrzehntealte Aufnahmen zurückgreifen. Auch zu ihrem 75. Geburtstag gibt es nichts Neues von ihr, aber immerhin Aufnahmen, die bislang nicht verfügbar waren, und zum Teil gar nicht in ihrer Diskographie vertreten waren. Die Aufnahmen entstanden für den NDR und den WDR in 1960 und 1967.
Die erst 18-jährige Argerich spielt auf der ersten CD Mozarts 18. Klaviersonate, ein weitgehend unbeschwertes Werk in D-Dur, das hier in einer knackigen Interpretation zu hören ist, in der die schnellen Tempi keineswegs forciert klingen, sondern in ein hoch musikalisches Wogen führen. Das Adagio ist klangschön und kantabel.
Sehr spannend klingt Beethoven Siebte Sonate, die von großen und immer sehr spontanen dynamischen Kontrasten lebt, von hauchzart bis fortissimo.
Die zweite CD hebt mit einer gestochen scharfen, atemlos motorischen Prokofiev-Toccata ab. Die Klangfantasie die Farben und die Kontraste in ‘Gaspard de la Nuit’ sind genauso atemberaubend wie die explosive Interpretation der 3. Prokofiev-Sonate, in der die Noten wie Feuerwerke in die Luft geschossen werden.
Ein rauschendes und sensuelles Klavierfest ist die Ravel-Sonatine, und Prokoviefs Siebte ist in einer ungestümen, ja fast wilden, ebenfalls dynamisch breitbandig ausgeloteten Interpretation zu hören, technisch verblüffend.