Als Emmanuel Krivine in 2008 ‘La Mer’ und ‘Images’ mit dem Philharmonischen Orchester Luxemburg für Timpani aufnahm, berichtete Pizzicato von phänomenalen, elektrisierenden Interpretationen. Und mit der Neueinspielung beider Werke mit dem ‘Orchestre National de France’ überbietet Krivine sich selber. Nicht, dass die Musik atmosphärischer wäre oder farbiger. Aber sie ist kribbeliger, volatiler, sie geht durch einen Verflüchtigungsprozess, der die Agilität, die feinen Akzente, die Brillanz gegenüber der Luxemburger Aufnahme noch weiter steigert und einfach unglaubliche Klänge generiert, extrem spannungsvoll und fiebrig. Krivine dirigiert in dieser Neueinspielung die 1909 revidierte Fassung von ‘La Mer’ und fügt, als Appendix, jenen veränderten Teil aus dem 3. Satz separat hinzu, mit der Fanfare, die Debussy 1909 gestrichen hatte.
Wunderbar farbig gestaltet Krivine den ersten Teil von ‘Images’. ‘Gigues’ ist voller Leben. In ‘Ibéria’ wird der HörerörerHJH unmittelbar in die Straßen von Granada katapultiert und berauscht sich zusammen mit Debussy an den Rhythmen, Düften und an Alkoholschwaden, und wer sollte in den ‘Rondes de printemps’ nicht an das Mörikes Gedicht denken: « Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte; süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. » Krivine schafft mit viel Temperament starke Stimmungen, wie in einem traumhaften Aufrauschen.