René de Boisdeffre war ein französischer Komponist der Romantik, der neben den bekannten Größen der Zeit völlig aus dem Blickfeld geraten ist. Dabei hat er ein umfangreiches Œuvre hinterlassen. Seine Hauptschaffensphase liegt zwischen seinem vierzigsten und seinem fünfzigsten Lebensjahr. Ein Großteil seiner Werke ist in unterschiedlichsten Besetzungen der Kammermusik zuzuordnen, vom Duo bis zum Septett. Für seine Kammermusik erhielt er den ‘Prix Chartier’ in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts.
In dieser Aufnahme werden Werke für Violine und Klavier vorgestellt. Es handelt sich um die zweite Sonate, zwei Suiten, eine Orientalische, eine Poetische sowie zwei Idyllen.
Die Sonate ist romantisch geprägt und bietet Raum für eine breite Ausdruckspalette. Der erste Satz entwickelt sich auf der Basis zweier gleich strukturierter Themen mit dem Schwerpunkt auf dem zweiten. Der zweite Satz ist ein kapriziöses Scherzo, der dritte eine freie lyrische Szene. Das Werk beschließt in klassischer Sonatensatzform mit zwei divergierenden Themen.
Die poetische Suite setzt sich aus zweimal drei Miniaturen zusammen. Die zweite Gruppe führt den Hörer in eine mysteriöse, ja sogar mystische Welt. Jedes Stückchen entwickelt seinen eigenen Charakter und so ergibt sich eine abwechslungsreiche Zusammenstellung. Die Orientalische Suite aus nur drei Sätzen ist mit vorderasiatischen (Hör)Aromen gewürzt und vermittelt einen kleinen Eindruck aus Tausend und einer Nacht. Die beiden Idylle haben einen tanzartigen Charakter.
Allen Werken auf dieser CD ist gemeinsam, dass ihnen ein romantischer Lyrismus eigen ist. Sie spiegeln damit par excellence den Stil des Komponisten wider, der nunmehr neu entdeckt werden kann.
Die beiden Instrumentalisten knien sich intensiv in ihre Aufgabe und beleben mit überschäumender Energie insbesondere die Miniaturen mit der ihnen gebührenden Vitalität. Doch auch die klassisch ausgerichtete Sonate erfährt mit ausgezeichneter Technik und erfrischender Musikalität eine famose Widergabe.