Vesselina Kasarova
Photo: Marco Borggreve

Eine Sängerin, die Mahlers Rückert-Lieder völlig missverstanden hat, und ein Orchester, dessen spieltechnische Qualität unter dem erträglichen Niveau lag, machten mir einen Konzertabend im Mahler-Städtchen Toblach (Südtirol/Italien) zur Hölle.

Mit einer Rumtata-Meistersinger-Ouvertüre hatte das Konzert begonnen, das die Münchner Symphoniker am vergangenen Samstag im Auditorium des Kulturzentrums ‘Grand Hotel’ spielten.

Danach standen Gustav Mahlers Rückert-Lieder auf dem Programm. Nur, zu hören waren sie nicht wirklich, denn das, was die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova daraus machte, war etwas derart Entstelltes, dass man nur den Kopf schütteln konnte. Von Mahler und a fortiori von diesen Kompositionen hat diese von mir sonst geschätzte Sängerin nun aber wirklich gar nichts verstanden. Ihre Interpretation war derart extrovertiert-manieriert, dass jeder Mahler-Liebhaber dabei unendliche Qualen leiden musste. Ihrer überdekorierter, schwülstiger Gesang war, wie wenn ein Autofahrer mit einem rosafarbenen Auto in falscher Richtung durch eine Einbahnstrasse fährt, dabei laut hupt und Fähnchen schwenkt. Brutal daneben!

Das Orchester und sein Dirigent Hansjörg Albrecht wirkten im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten mit, ohne weiter aufzufallen.

Das aber taten sie zwangsläufig umso mehr in Hans Rotts Erster Symphonie, die nach der Pause folgte. Hier zeigte sich, wie schon in der Meistersinger-Ouvertüre, dass der Albrecht, der von Haus aus Organist und als Dirigent Bachspezialist ist, für große Symphonik weder die Inspiration noch den nötigen Atem mitbringt.

Und was sein Orchester bot, war, schlicht gesagt, eine bodenlose Frechheit. Hans Rotts Erste Symphonie mag kein erstrangiges Werk sein, aber es derart zu verunstalten, wie es die Münchner Symphoniker an diesem Abend taten, ist eine Schändigung. Selbst beim ersten Durchspielen in der ersten Probe darf kein Orchester so schlecht spielen. Das, was das Publikum zu hören bekam, lag also unter dem Erste-Proben-Niveau. Kaum ein Einsatz, der klappte, und so viele falschen Töne, hauptsächlich vom Blech, dass ich mir immer wieder an die Ohren fasste, um festzustellen, ob sie nicht bereits abgefallen waren. Gott sei Dank hielten sie durch bis zum bitteren Ende.

Ich war schon in so manchem schlechten Konzert, dieses hier aber gehört zweifellos zu den Top Five der letzten 50 Jahre! Grauenhaft! Ich hoffe nur, der Veranstalter musste nicht auch noch teuer dafür bezahlen.

 

 

 

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