In Pier Luigi Pizzis Inszenierung des Don Giovanni für das Sferisterio Opera Festival in Macerata dreht sich alles um Sex. Pizzi belässt die Handlung im 18. Jahrhundert, reduziert die Dekoration so weit wie möglich und benutzt vor allem ein Bett als symbolträchtiges Element. Bei den handelnden Personen sind Berührungen die wichtigsten Gesten, bis hin zu solchen zwischen Don Giovanni und Leporello, was denn auch den Gedanken aufkommen lässt, dass Don Giovanni ein breitbandiger Sex-Aficionado ist, vielleicht ein sogar ein Bisexueller, der nur durch sein rühriges Glied denkt.
Wie auch immer, Pizzis Inszenierung ist lebendig, physisch und durchaus interessant sowie im Kontext der Musik völlig glaubwürdig. Dabei kann der Regisseur sich auf eine gute Besetzung verlassen, die sein bewegungsreiches Spiel auch spielend umsetzen kann.
Ildebrando D’Arcangelo bleibt der Figur des Don Giovanni, so wie Pizzi sie sieht, nichts schuldig, weder darstellerisch noch stimmlich.
Der Leporello von Andrea Concetti ist durchaus akzeptabel, auch wenn er gegenüber D’Arcangelo hin und wieder etwas blass bleibt. Marlin Miller singt einen guten und angenehm virilen Don Ottavio. Bei den Damen überzeugt vor allem Carmela Remigio als Donna Elvira – starke Stimme, beeindruckende Darstellung – , während Myrto Papatanassiu in der Rolle der Donna Anna durch zu lautes Singen (manchmal nur ein Schreien) unangenehm auffällt.
Manuela Bisceglie ist eine ungemein charmante und präsente Zerlina, die mit dem exzellenten Masetto von William Corro ein großartiges Paar abgibt.
Riccardo Frizza sorgt für Spannung im Orchesterspiel, ohne aber in seinem Dirigat einen Sonderstatus zu erreichen.
Im Großen und Ganzen kann man diese Videodisc wegen eines durchwegs hohen musikalischen Niveaus und einer originellen Inszenierung empfehlen. Übrigens: Don Giovanni wird am Ende der Oper von fünf nackten unterirdischen Wesen, drei jungen Männern und zwei jungen Frauen quasi ‘gefressen’ und in die Unterwelt befördert.