Anton Bruckner komponierte seine Sechste Symphonie zwischen 1879 und 1881. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken hat Bruckner die Sechste nie revidiert, und es gibt nur eine Fassung davon. Er selber nannte diese Symphonie wegen ihrer kompositorischen Kühnheit scherzhaft « die Keckste ». Sie ist bis heute sozusagen ein Stiefkind im symphonischen Schaffen Bruckners, denn sie wird weit weniger oft aufgeführt als andere Symphonien des Meisters. Kürzer und prägnanter ist sie auch weniger hymnisch und durchgehend irdischer als ihre Schwestern.
Rémy Ballot, der uns schon mit anderen Bruckner-Einspielungen begeistert hat (Symphonien Nr. 9, Nr. 8, Nr. 3) gelingt mit seinem wiederum bestens disponierten Orchester eine durchgehend spannungsvolle Interpretation von Bruckners vielleicht schwierigster Symphonie. Die Tempi sind nicht zu schnell und nicht zu langsam, der Klang ist sorgfältig ausbalanciert und besitzt trotz des natürlichen Halls in der Stiftsbasilika St. Florian eine angenehme Räumlichkeit.
Neben der federnden Rhythmik im Majestoso und im konfliktreichen Finalsatz, neben dem Phantastischen des Scherzos kommen im Adagio Ruhe und Feierlichkeit sowie innigste Empfindungen zum Ausdruck. Weniger ‘abstrakt’ als bei anderen Dirigenten ist die Sechste hier im Spiel geschärfter Kontraste in der irritierenden Ideenfolge auch von sehr viel innerer Unruhe geprägt.
Remy Ballot’s account of the Sixth Symphony is beautifully shaped, spacious, yet never bombastic, never too fast, never to slow. The Adagio is heartfelt, while in the other movements there is a lot of agitation and inquietude out of which a constant tension is built.