Emanuel Ax und Michael Tilson Thomas bleiben der Dramatik des 3. Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven nichts schuldig. Der erste Satz kommt kraftvoll dezidiert daher, ohne irgendeine Zurückhaltung. Auch der langsame Satz wird weder reflektiv noch verinnerlicht und zartfühlend dargestellt. Hier werden Kontraste ausgereizt und die deutlich düstere Seite der Musik tritt offen zutage.
Und im dritten Satz packen die Interpreten Beethoven ganz ordentlich beim Kragen und zeigen ihm, was Männer mit Temperament aus seiner Musik machen. In diesem zupackenden Spiel wird die Musik vital und forsch, aber die Proportionen bleiben gewahrt, und das Stück erhält so einen ganz spezifischen und sicher nicht falschen Charakter.
Und wer einen Bezug zwischen Konzert und Messe herstellen will, kann das mittels der Kraft tun, die beide Interpretationen charakterisiert. Auch die CD-Dur Messe, die Beethoven für den Prinzen Nikolaus Esterhazy schreiben sollte, dann aber wegen Verspätung und Enttäuschung des Fürsten dem Prinzen Kinsky widmete, ist von darstellerischer und klanglicher Kraft gekennzeichnet. MTT nimmt hier den kürzesten Weg, den des kraftvoll drängenden Musizierens. Die C-Dur-Messe erlangt so eine klangliche, aber keine transzendente Größe. Das ‘San Francisco Symphony Orchestra’ spielt vorzüglich, und der Chor bietet ebenfalls eine exzellente Leistung, genau wie die vier Solisten, nicht zuletzt weil der Dirigent alles zu einem kraftvollen Ganzen vereinigt.