Der Geiger Stefan Hempel und der Pianist Daniel Seroussi haben sich als eigespieltes Duo ein ebenso abwechslungsreiches wie auch anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Dabei haben sie mit dem Titel Mythen und Melodien die weite Spanne von geheimnisvoll bis hin zu leicht eingängig gewählt, was die Breite ihrer Auswahl umreißt. Alle gewählten Werke sind echt bekannt und stehen vielleicht doch nicht in der ersten Reihe, wenn man an das Repertoire für diese Besetzung denkt, weil sie anspruchsvoll sind und nicht alle einen gerade einfachen Zugang erlauben. Die Stücke aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bieten neue Ausdrucksbereiche nach Ablauf der Zeit, in der melodische und virtuose Ausprägung im Mittelpunkt standen.
Ihr Spiel ist von dem gemeinsamen Herangehen geprägt, die jeweilige Musik mit dezidierter Zuwendung und ununterbrochener Energie zu präsentieren. Trotzdem bleiben sie auf dem rechten Weg und behalten trotzdem eine abgemessene Intensität bei, die sie geschmackvolle Interpretationen gestalten lässt. Beide stehen sich im gegenseitigen Geben und Nehmen nichts nach und so vermitteln sie sich immer wieder Impulse. Dieses Miteinander zeigt die dichte Abstimmung, die einem bestens funktionierenden Duo eigen ist.
Etwa bei den der Fantasie von Messiaen formulieren sie ebenso sicher wie verschmitzt die unregelmäßigen rhythmischen Muster. Bei Korngolds Much Ado About Nothing bietet ihr Spiel eine tiefgehende Sicht auf die verkörperten Charaktere, wie sie in Prokofievs fünf Stücken das vokale Timbre treffen. Besonders gefällt mir ihre Version der Pavane pour une infante défunte, arrangiert vom polnischen Geiger Paul Kochanski. Hier leben sie mit Freude das langsam schreitende Tempo aus und geben der Musik trotzdem eine sanfte Bewegung, so dass sie sich vorwärts bewegt und alles wird in ein zartes, aber auch edles Gewand gekleidet, wie man es sich nach Bildern von Velasquez bei einer Prinzessin vorstellt.
Wie beim Label Audite üblich ist die technische Umsetzung mit der Mikrofonjustierung, die nah am Geschehen, aber nicht überpointiert ist, hervorragend.
The violinist Stefan Hempel and the pianist Daniel Seroussi have put together a program as varied as it is demanding as a duo of their own. With the title Myths and Melodies they have chosen the wide range from mysterious to easily catchy, which outlines the breadth of their selection. All of the chosen works are genuinely well-known and are perhaps not in the first rank when thinking about the repertoire for this instrumentation, because they are demanding and not all of them allow a straightforward approach. The pieces from the first third of the 20th century offer new areas of expression after the expiration of the period when melodic and virtuosic expression were the main focus.
Their playing is characterized by the common approach to present the respective music with decided attention and uninterrupted energy. Nevertheless, they stay on the right track and still maintain a measured intensity that lets them shape tasteful interpretations. Both are in no way inferior to each other in their mutual give and take, and thus they constantly impart impulses to each other. This togetherness shows the dense coordination that is inherent in an optimally functioning duo.
In Messiaen’s Fantasie, for example, they formulate the irregular rhythmic patterns with as much assurance as mischievousness. In Korngold’s Much Ado About Nothing, their playing offers a profound view of the embodied characters as they meet the vocal timbre in Prokofiev’s five pieces. I especially like their version of Pavane pour une infante défunte, arranged by Polish violinist Paul Kochanski. Here they joyfully live out the slow-stepping tempo, yet give the music a gentle movement so that it moves forward, and everything is clothed in a delicate yet noble garb, as one imagines a princess would be after paintings by Velasquez.
As usual with the Audite label, the technical realization is excellent with the microphone adjustment that is close to the action but not over-pointed.