Claude Delvincourt (1888-1954) gilt als einer der besten Konservatoriumsdirektoren in Frankreich und ist heute als Komponist kaum bekannt. Doch der Schüler von Charles-Marie Widor gewann 1913 immerhin den Prix de Rome (zusammen mit Lili Boulanger). 1941 wurde er Direktor des Pariser Musikkonservatoriums, wo es ihm durch Gründung des ‘Orchestre des Cadets du Conservatoire’ gelang, über sechzig Schüler vor der Arbeitsdienstverpflichtung in Deutschland zu retten. Er war auch in der Widerstandsorganisation ‘Front National des Musiciens’ aktiv. 1954 kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben, als er zur Uraufführung seines Streichquartetts nach Rom fuhr.
Delvincourts Musik saugt wohl Tendenzen ihrer Entstehungszeit auf, aber er spricht eine eigene Sprache, unverkennbar französisch und handwerklich ohne Ausnahme solide gemacht. Das gilt für die frühe Sonate wie auch für die Sonate von 1922, die sich durch viele interessante Ideen und mit dem reichen Musikfluss. Einiges erinnert an Bartok, an anderen Stellen glaubt man Anklänge an Jazz und Blues zu vernehmen. Im Grossen und Ganzen ist Delvincourts Musik leicht zugänglich und kurzweilig.
Eliot Lawson und die Pianistin, Diane Andersen, spielen in wachem Dialog, mit genau dem Raffinement, der Rhythmik und dem Sensualismus, den diese Musik vom Interpreten erfordert. Bei solcher Qualität wartet man gerne auf mehr.
This CD makes it obvious that Claude Delvincourt’s music wasn’t written to rest in the archives. These attractive chamber music performances form a promising kick-of for Azur’s new Delvincourt edition.