Joseph Phibbs: Quartette Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4; Piatti Quartet (Michael Trainor, Emily Holland, Violine, Miguel Sobrinho, Viola, Jessie Ann Richardson, Cello); # RTF Classical N1 6452; Aufnahme 12.2023, 04. + 06.2024, Veröffentlichung 01.11.2024 (55'57) – Rezension von Pál Körtefa  **(For English please scroll down)

Der 1974 in London geborene Joseph Phibbs studierte auch dort u. a. bei Harrison Birtwistle und Steven Stucky. Aus seinem viele Werkgattungen umfassenden Katalog werden hier drei Streichquartette vorgestellt. Mit seinem eigenen Cellospiel und dem frühen Kontakt mit dem ersten Streichquartett von Britten sind zwei Punkte benannt, die seine Nähe zu Werken für Streicher verständlich machen.

Seine Musik wird oft von Licht und Landschaften inklusive Stadtansichten inspiriert. Die Quartette bestehen aus vier bzw. fünf kontrastierenden Sätzen, die jeweils eigene Farben entwickeln. Seine Musik ist dezent modern und immer abwechslungsreich. Klingt auch mal Filmmusik wie im ersten Satz des vierten Quartetts an, so bietet etwa der erste Satz des dritten Quartetts, gewidmet seinem Lehrer Steven Stucky ein gehaltvolles Allegro mit dem Untertitel Illuminations als Anspielung sowohl auf die Lichter der Stadt wie auch auf Brittens gleichnamiges Werk. So bietet das Zuhören immer wieder neue charmante Reize und keine Eintönigkeit in der Wahrnehmung.

Kurz nach Quartett Nr. 1 geschrieben forderte Nr. 2 ihn besonders. Es wurde ein kurzes und einfaches traditionell viersätziges Werk. Nr. 3 könnte als Versuch gesehen werden, Aspekte der beiden Vorgängerstücke zusammenzuführen. Nr. 4 wiederum ist in sich geschlossener mit seinen fünf Miniaturen, die sich auf ein bestimmtes Idiom stützen.

Der Komponist und das Piatti Quartett arbeiten schon seit zehn Jahren zusammen, wobei im Quartett im Jahre 2021 eine neue Besetzung für 2. Geige und Bratsche erfolgte. Sie haben auch sein erstes Quartett beauftragt und uraufgeführt. Das in London ansässige Quartett hat ein Faible für moderne Kompositionen, insbesondere für die von Phibbs. Für sie gehört seine Musik wegen ihrer kristallinen Klarheit zum Anspruchsvollsten, die sie aufgenommen haben. Denn für sie bringt dieser Umstand Schwierigkeiten bei der Realisierung mit sich. Doch meistern sie diese Anforderungen mit technischer Finesse und sich vertiefendem Elan bei der Ausführung, so dass sie die lebensbejahenden und teilweise geradezu quirligen Sätze intensiv erforschen und darstellen, ohne deswegen nicht auch mit lyrischer Wärme die so gestalteten Stellen mit gehaltvollem Spiel zu charakterisieren.

Born in London in 1974, Joseph Phibbs also studied there with Harrison Birtwistle and Steven Stucky, among others. Three string quartets from his extensive catalog of works are presented here. His own cello playing and his early contact with Britten’s first string quartet are two points that make his proximity to works for strings understandable.

His music is often inspired by light and landscapes, including cityscapes. The quartets consist of four or five contrasting movements, each of which develops its own colors. His music is discreetly modern and always varied. There is a hint of film music in the first movement of the fourth quartet, while the first movement of the third quartet, dedicated to his teacher Steven Stucky, offers a rich allegro with the subtitle ‘Illuminations’ as an allusion to both the city lights and Britten’s work of the same name. Thus, listening to the music offers ever new charming stimuli and no monotony in perception.

Written shortly after Quartet No. 1, No. 2 was particularly challenging for him. It became a short and simple traditional four-movement work. No. 3 could be seen as an attempt to bring together aspects of the two previous pieces. No. 4, on the other hand, is more self-contained with its five miniatures based on a specific idiom.

The composer and the Piatti Quartet have been working together for ten years, with a new line-up for 2nd violin and viola in the quartet in 2021. They also commissioned and premiered his first quartet. The London-based quartet has a soft spot for modern compositions, especially those by Phibbs. For them, his music is among the most challenging they have recorded because of its crystalline clarity. For them, this circumstance creates difficulties in the realization. However, they master these challenges with technical finesse and deepening verve in their performance, so that they intensively explore and present the life-affirming and sometimes downright lively movements, without failing to characterize the passages with lyrical warmth and rich playing.

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