Das Arcadia Quartet aus Rumänien hat sich sozusagen in seiner Pubertät, 14 Jahre nach seiner Gründung, zumindest menschlich eine Zeit der Aufsässigkeit, einer sehr erwachsenen Aufgabe gestellt und mit der Einspielung aller Streichquartette von Mieczyslaw Weinberg begonnen. Die Träger etlicher Preise wie des Quartettwettbewerbs der Wigmore Hall haben dazu drei Kompositionen aus verschiedenen Phasen ausgewählt.
Das Zweite Quartett, zunächst noch in Studienzeiten in Minsk geschrieben, wird hier in der beinahe fünf Jahrzehnte jüngeren Überarbeitungsfassung vorgestellt. Das Fünfte Quartett stammt aus den frühen Jahren in Moskau und darf zu Weinbergs besonders gelungenen Arbeiten gerechnet werden. In diesem Werk wird auch seine Nähe zu Shostakovich deutlich, etwa in der von diesem übernommenen Betitelung der Sätze oder der von diesem übernommenen sparsamen Textur, etwa der Melodie am Beginn oder des spätes Einsatzes der zweiten Geige in der Serenade. Das nach der stalinistischen Judenverfolgung geschriebene Achte Quartett ist dem Borodin Quartett gewidmet und mit einem dreigeteilten Satz und kurzer Dauer und auch musikalisch introvertiert.
Dass die vier Musiker des Arcadia Quartet durchaus das Handwerkszeug haben, um diese Werke adäquat zu präsentieren, ist nicht zu leugnen. Sie stürzen sich nicht hormongetrieben auf die Werke, sondern sie durchdringen diese geistig und stellen die Gestalt der Werke wohldosiert dar. Doch sie versäumen es auch nicht, sich emotional einzubringen und diese gefühlsgerichteten Schichten der Musik mitzuliefern. Wenn man kurzfristig im Scherzo des Fünften Quartetts meint, dass die Grenzen der Darstellbarkeit ausgetestet werden, so ergibt das vergleichende Hören mit der Einspielung vom Quatuor Danel hier ebenfalls eine aufgeraute Darstellung. Insgesamt aber bietet diese Aufnahme zum Start der Gesamtreihe eine mehr als gelungene Auseinandersetzung mit den Werken dieses Komponisten. Das Spiel der vier Streicher gibt die stilistisch sachliche Musik, deren an Stimmungen vielschichtiges Innenleben durch die Interpretation dargestellt wird, mit gutem Gespür gerecht.
Der immer mehr ins Interesse der Öffentlichkeit rückende Weinberg wird mit diesem Ensemble in einer weiteren hörenswerten Sicht dargestellt, der die aufnahmetechnische Umsetzung an Qualität nicht nachsteht.