Wenn der Hörer es mit einer jungen Interpretin wie Donka Angatschewa zu tun hat, darf er sich natürlich keine so reifen und vollendeten Interpretationen wie die eines Brendel oder Sokolov erwarten. Als Rezensent und aufmerksamer Hörer soll man einen Interpreten immer danach bewerten, wo er sich gerade in seinem künstlerischen Werdegang befindet. Donka Angatschewa ist eine herausragende Pianistin, das steht bereits nach wenigen Minuten fest. Ihr Beethoven macht einfach Spaß und es ist ein Genuss, der bulgarischen Musikerin zuzuhören. Das Beethoven-Programm ist abwechslungsreich und so kann die Pianistin ihre verschiedenen Facetten deutlich zeigen.
Das Klangbild kommt ihrem Spiel sehr entgegen, insbesondere weil Angatschewa gerne mit Pedal und einem dunklen, vibrierenden Grundton arbeitet. So kommt Beethovens Musik gerade in der Appassionata und in der Sonate Nr. 27 so richtig ins Schwingen. Die längeren Sätze geben der Pianistin Zeit und Gelegenheit, in die Tiefe zu gehen und Dynamik und Phrasierung sehr großzügig auszuloten. Das sehr präsente Klangbild hat die Tendenz, die 11 Bagatellen zu vergrößern, als würde der Hörer sie durch eine Lupe betrachten. Auch hier bleibt Angatschewa Herrin der Lage, holt ein Maximum aus der Musik heraus und geht zwar an die Grenzen, ohne dabei aber Gefahr zu laufen, die recht kleinen Stücke zu überinterpretieren. Eine Entdeckung!