Violinsonaten des späten 17. Jahrhunderts, die nur in einer Handschrift überliefert sind, finden sich im Archiv der katholischen Universität Leuven (in jener Zeit Teil der Spanischen Niederlande). Diese Sammlung vereint 32 Sonaten unterschiedlichster regionaler Herkunft mit Schwerpunkten im flämisch-niederländischen Raum, aus dem süddeutschen-habsburgischen Bereich und aus Italien.
Aus dieser Kollektion wurden acht verschiedene Werke aufgenommen. Neben Pez und Schmelzer kommen auch Unbekannte zu Gehör, wie ein gewisser N. Goor, von dem kaum etwas bekannt ist. Insofern bietet die Aufnahme einen differenzierten Blick, der diverse Arten, Soli für die Violine zu gestalten, darstellt. Das ist abwechslungs- und aufschlussreich.
Die Ausführenden dieser Aufnahme haben, wie so viele in der Szene der alten Musik, ihre Ausbildung auch an der Schola Cantorum Basiliensis genossen und bringen aus dieser Zeit detailliertes Interpretationsvermögen mit. Das setzen sie so spannend klangredend um, dass diese vielgestaltige Musik um einen spannenden und wichtigen Beitrag erweitert wird. So unterscheiden sich die Verzierungen, teilweise in den Manuskripten überliefert, sehr. Eine andere Besonderheit liegt darin, dass das Continuo zwei verschiedene Cembali einsetzt. Diese aus der Opernpraxis bekannte Besetzung haben die Musiker hier auf die Kammermusik angewendet. Ansonsten wird nur ein Cello eingesetzt. Die dadurch erreichten Farbnuancen sind subtiler Natur. Doch bietet die Aufnahme eine so geschickte Auswahl, dass sie immer spannend bleibt.
Dazu trägt in erster Linie die Solistin Eva Saladin bei. Als Konzertmeisterin verschiedener Ensembles verfügt sie über so reiche Erfahrungen, dass ihr Spiel immer auf die Eigenheiten der jeweiligen Musik eingeht und ihre Spieltechnik jeweils anpasst. Da auch die Werke der vorliegenden Aufnahme aus verschiedenen Regionen und auch verschiedenen Phasen der Musik kommen, kann sie dieses besondere Eingehen auf die jeweilige Musik auch hier einsetzen, um jeder Sonate eine eigene Handschrift zu geben.
Violin sonatas of the late 17th century, which have survived only in manuscript, can be found in the archives of the Catholic University of Leuven in the Netherlands. This collection brings together 32 sonatas from a wide variety of regional origins, with a focus on the regional Flemish-Dutch area, the southern German-Habsburg, and Italy. Eight different works have been recorded from this collection. In addition to Pez and Schmelzer, unknowns are also heard, such as a certain N. Goor, of whom hardly anything is known. In this respect, the recording offers a differentiated view, presenting diverse ways of shaping solos for the violin. This is varied and enlightening.
The performers on this recording, like so many on the early music scene, also enjoyed their training at the Schola Cantorum Basiliensis and bring detailed interpretive skills from that time. They put this into practice in such an exciting way that this multifaceted music is enhanced by an exciting and important contribution. For example, the ornaments, some of which have survived in the manuscripts, differ greatly. Another peculiarity is that the continuo uses two different harpsichords. This instrumentation, known from opera practice, has been applied by the musicians here to chamber music. Otherwise, only one cello is used. The nuances of color thus achieved are of a truly subtle nature. Yet the recording offers such a deft selection that it always remains exciting.
First and foremost, soloist Eva Saladin contributes to this. As concertmaster of various ensembles, she has such rich experience that her playing always responds to the peculiarities of the music in question and adapts her playing technique in each case. Since the works on the present recording also come from different regions and also different phases of music, she can also use this special approach to the respective music here to give each sonata its own signature.