Diese Ersteinspielung durch die Geigerin Clarissa Bevilacqua zeigt sie bei ihrem Wunsch, dem Publikum neue Musik vorzustellen. Sie will zeigen, dass klassische Musik nichts oder nicht lediglich Vergangenes ist. Für dieses Unterfangen hat sie die bisher für die Geige entstandenen Solowerke der 58-jährigen amerikanischen Komponistin Augusta Read Thomas sowie deren drittes Violinkonzert eingespielt.
Thomas hat ihr Kompositionshandwerk bei Oliver Knussen und Pierre Boulez erworben. Neben vielen anderen Preisen wurde ihr auch schon der Polar Music Price zuerkannt. Ihre Musik ist temperamentvoll, einnehmend und sehr konzentriert. Anders ausgedrückt: sie weiß sich in kleinen Formen auszudrücken, was dem Manko, einen Gedanken unnötig aus zu wälzen, ohne sinnvolle Entwicklungen zeigen zu können, entgegenwirkt. Nun mag man sagen, dass so ein Verharren bei kleinen Formen nicht nur Zustimmung findet, wie es bei Edvard Grieg mal der Fall war. Aber im Zeitalter zwitschernder Kurznachrichten sind so maximal straffe Gebilde wohl auch kein Wunder.
Bei den neun Einzelstücken mit einer Dauer von je zwei bis sechseinhalb Minuten ergeben sich trotzdem kleine Erzählungen, die ein gerahmtes Bild erscheinen lassen, aber nicht das Format imposanter Wandteppiche einnehmen. Das dritte Violinkonzert ist bisher ihr umfangreichstes Werk dieser Art. Und trotzdem ist es in fünf Abschnitte innerhalb der Struktur in einem Satz unterteilt und dauert keine 18 Minuten. Es ist auch deswegen größer als die beiden Vorgängerwerke, weil es ein groß besetztes Orchester und nicht nur eine Kammerbesetzung nutzt. Doch versteht Reed Thomas es, der Geige immer den Vortritt zu lassen. Die vielfältigen Möglichkeiten, die aus der Besetzung erwachsen, kanalisiert sie in kleinen Splittern und Phrasen. Damit vermeidet sie, dass das Soloinstrument zugedeckt wird.
Und ja, alle Stücke nutzen eine moderne Tonsprache und sind trotzdem von so ansprechender Art, dass das Zuhören leicht fällt und damit nicht zu anhaltender Auseinandersetzung führt.
Die Geigerin Clarissa Bevilacqua versteht es bestens, diesen leichten und anschaulichen Charakter mit elegantem Spiel und behänder Technik herauszustellen. Sie gibt jedem Satz den ihm eigenen Charakter und macht so diese Sammlung zu einer kleinen Galerie.
Für das Violinkonzert bieten BBC National Orchestra of Wales und Dirigent Vimbayi Kaziboni ihre filigran subtile Unterstützung an. Mit gezielter Fokussierung legen sie die Aspekte etwa auch der perkussiven Elemente offen und setzten damit malerisch Lichtpunkte.
This first recording by violinist Clarissa Bevilacqua shows her desire to introduce new music to the public. She wants to show that classical music is nothing just from the past. For this attempt, she has recorded the solo works previously written for the violin by American composer Augusta Read Thomas, as well as her Third Violin Concerto.
Thomas learned has studied with Oliver Knussen and Pierre Boulez. Among many other prizes, she has been awarded the Polar Music Prize. Her music is spirited, engaging and much focused. In other words, she knows how to express herself in small forms, which counteracts the shortcoming of unnecessarily rolling out a thought without being able to show meaningful developments. Now one may say that such a persistence with small forms does not meet with only approval, as was once the case with Edvard Grieg. But in the age of twittering short messages, such maximally tight structures are probably quite normal.
The nine individual pieces, each lasting from two to six and a half minutes, nevertheless produce small narratives that appear to be a framed picture, but do not take on the format of imposing tapestries. The Third Violin Concerto is her most extensive work of this kind to date. And yet it is divided into five sections within the structure in one movement and lasts less than 18 minutes. It is also larger than the previous two works because it uses a full-sized orchestra rather than just a chamber cast. Yet Reed Thomas knows how to always let the violin take the lead. She channels the many possibilities that arise from the instrumentation into small splinters and phrases. In doing so, she avoids covering up the solo instrument.
And yes, all the pieces use a modern tonal language and yet are of such an appealing nature that listening is easy and thus does not lead to sustained engagement.
The violinist Clarissa Bevilacqua knows very well how to bring out this light and descriptive character with elegant playing and nimble technique. She gives each movement its own character, making this collection a small gallery.
For the Violin Concerto, BBC National Orchestra of Wales and conductor Vimbayi Kaziboni offer their delicately subtle support. With deliberate focus, they reveal aspects of the percussive elements as well, for example, setting painterly points of light.