Auch mit dieser neuen CD verstehen es die Schwestern Lea und Esther Birringer, ihr Publikum zu verzaubern. Mit Di tanti palpiti ist Virtuosität auf allerhöchstem Niveau angesagt. Diese CD stellt aber vor allem die Violinistin Lea Birringer in den Fokus, die dem Hörer hier einen ganzen Reigen von Lieblingsstücken vorstellt. Insgesamt neun Komponisten sind hier vertreten, Lea Birringer spielt sie alle mit atemberaubender Spieltechnik und mit einem jeweils sehr individuellen Gestaltungsvermögen. Bereits Henryk Wienawskis Polonaise de concert zeigt das Können der Violinistin, die sich aber gar nicht vor ihren illustren Kolleginnen zu verstecken braucht. Und wer ganz genau hinhört, der findet hier ebenso den vollmundigen, lebedigen Klang einer Anne-Sophie Mutter wie auch die feinnervige Transparenz einer Isabelle Faust. Birringer erweist sich als eine wahre Meisterin auf ihrem Instrument. Man braucht sich nur die berühmte Carmen Fantasie von Franz Waxman anzuhören und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier wird Virtuosität als Kunstform zelebriert, nie stellt sich Lea Birringer selbst in den Vordergrund, sondern immer sind es die Werke, die Musik, um die es geht. Darüber hinaus ist höchster Unterhaltungswert angesagt, so dass die 65 Minuten Spieldauer wie im Nu vergehen.
Neben Wienawski und Waxman dürfte die Tzigane (welch ein Spielstil!) von Maurice Ravel wohl das bekannteste Stück auf dieser CD sein. Aber auch Mario Castenuovo-Tedescos und Nicolo Paganinis Rossini-Adaptationen ( werden faszinierend dargeboten. Sehr fein und nuanciert erklingt dann Saint-Saëns‘ Introduction et Rondo capriccioso p. 28, wunderbar lyrisch und expressiv die von Waxman arrangierte Humoresque op. 101/7 von Antonin Dvorak. Hörenswert ist auch Konstantin Ortunatows Bearbeitung von Shostakovichs Romanze aus der Gadfly-Suite.
Wie schon gesagt, Lea Birringer spielt technisch überragend und macht jedes der Werke durch ihre individuelle Gestaltung und einen sehr natürlichen, intuitiven Gestus zu einem musikalischen Leckerbissen. Dass diese CD den Hörer so mitreißt, liegt aber auch an der Pianistin Esther Birringer, die sehr wohl ihrer Schwester hier den Vortritt lässt, sich aber nicht versteckt. Und wo es geht, agieren beide Schwestern als Partnerinnen und spornen sich gegenseitig zu spielerischen Höchstleistungen an.