Felix Mendelssohn-Bartholdy: Klaviertrios; Julia Fischer, Violine, Daniel Müller-Schott, Violoncello, Jonathan Gilead, Klavier; 1 SACD Pentatone PTC 5186 609; Aufnahme 02/2006, Wiederveröffentlichung 01/2017 (59’04) – Rezension von Uwe Krusch

Vielleicht gab es früher mehr Bildungsbürgertum. In einem solchen bildungsbürgerlichen Haus par excellence jedenfalls wuchs Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Sein Credo war, auf der Basis und unter Nutzung dessen, was die Musikgeschichte vorgab, den eigenen Weg fortzuentwickeln und nicht nur Museumswächter zu sein. Mit diesem Ansatz wurde er in den Augen von Franz Liszt zum hervorragendsten Komponisten Deutschlands.

Während bei der Komposition des ersten Trios die Anstellung in Leipzig und die Heirat mit Cécile einen euphorisierenden Einfluss hatten, spielten beim zweiten Trio eher der Tod der Mutter und beginnende eigene körperliche Schwächen eine beeinflussende Rolle. So weisen die beiden Trios unterschiedliche Grundstimmungen auf. Die meisterhafte musikalische Behandlung ist bei beiden gleich.

Dem Trio aus den drei Solisten Julia Fischer, Daniel Müller-Schott und Jonathan Gilead gelingt eine meisterhaft technisch ausgereifte Interpretation. Man meint, die drei Musiker hätten schon seit Jahren immer nur in dieser Formation gespielt. Sie erreichen ein Höchstmaß an spielerischer Harmonie und schöpfen voll aus ihren solistischen Temperamenten. Sie nutzen ihre stupenden Fähigkeiten für ein entspanntes Auftrumpfen. Diese Musizierfreude bekommt die Mendelssohn Trios, die mit ihrem, wenn auch im zweiten leicht bewölkten Elan des auch am Ende jungen Komponisten jede Spielintensität verdienen.

Ein kleines Aber ergibt sich, vielleicht darin begründet, dass die drei Solisten bei der Aufnahme vor gut zehn Jahren selber noch sehr jung waren, aus der mit der virtuosen Darstellung verbundenen glatteren Behandlung des Klangbilds. Bei aller Reife der Darstellung und der technischen Meisterschaft fehlt ein Hauch an innigen Ausdruck.

Felix Mendelssohn’s two Piano Trios of are presented in a rerelease from 2006 by three outstanding musicians, violinist Julia Fischer, cellist Daniel Müller-Schott and Jonathan Gilead, piano. These three artists get an unbelievable expressive homogeneity and share their own joy of playing. Yet, for sure, some listeners would have preferred more intimacy.

 

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