Für die Gesamteinspielung eines Zyklus wie jenem von Beethovens Sonaten für Klavier und Violine bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Ordnung an. Weithaas und Varjon haben für den ersten Teil die drei Sonaten gewählt, die in ihrer Tonartenwahl um den Kammerton A, in Dur oder Moll kreisen, sogar in fast allen Sätzen. Nebenbei handelt es sich auch um Werke aus verschiedenen Entstehungszeiten. Die Sonaten eint auch der formale Aufbau mit langsamen melodischen Mittelsätzen und schnellen Ecksätzen.
Die Tempobezeichnungen der Sätze betrachtend, fällt einem auf, dass von den sechs schnellen Sätzen vier mit Presto, einer mit Allegro molto und ein weiterer mit Allegro piacevole bezeichnet sind. Daraus ergibt sich, mal abgesehen von grundsätzlichen Überlegungen zum Tempo bei Beethoven, dass hier fast alle schnellen Sätze auch wirklich schnell gedacht sind. Und Antje Weithaas verfügt über alle technischen Voraussetzungen, sich diesem Ansatz zu stellen. Sie stürzt sich gerade ins Spiel oder Vergnügen und befeuert die Lebhaftigkeit mit mitunter an die Grenzen der Spielbarkeit gehendem Gestus. Dabei findet sie immer noch Zeit und hat das Vermögen, nicht nur schnell, sondern auch gestaltungsreich zu artikulieren und die Werke zu formen.
So findet sie ihren eigenen, nicht nur intensiven, sondern auch gestalterisch überzeugenden Weg. Auch in den langsamen Sätzen -auch diese eher langsamer als langsam gekennzeichnet – bietet sie mit feiner Hand und gutem Gefühl für die musikalische Aussage ebenso dichte wie auch die Nuancen aushorchende Lösungen.
Die Kreutzer Sonate hatte sie früher schon in einer überzeugenden Bearbeitung von Richard Tognetti mit Kammerorchester eingespielt. Nun folgt das Original. Hier bleibt es dann bei der kammermusikalischen Sicht, wobei auch die in dem Werk angelegte Kraft nicht zu überhören ist.
Soweit ersichtlich, liegt hier die erste eingespielte Zusammenarbeit mit Denes Varjon vor. Der als gern gesehener Pianist in der Kammermusikwelt bestens verankerte Varjon ist in diesem Zusammenspiel der ebenbürtige Partner, der mit technischer Überlegenheit und musikalisch reifem Gespür den Klavierpart meistert. Der Eindruck ist, dass er seine Stimme ebenso gut und selbstbewusst umsetzt wie Weithaas die ihre und trotzdem eher ihr Begleiter ist als jemand, der selbst die pianistischen Akzente setzen und sich in den Vordergrund stellen würde. In Anbetracht der ursprünglichen Bezeichnung der Sonaten als solche für Klavier und Violine mag man hier überlegen, ob mehr denkbar gewesen wäre.
Andererseits sind von der Technik her die beiden Stimmen gleichberechtigt ausgelegt, so dass er insoweit nicht in den Hintergrund tritt. Und außerdem waren trotz der Bezeichnungen die Sonaten auf eine gleichberechtigte Partnerschaft hin ausgerichtet, spätestens vollends bei der Kreutzer Sonate. Man darf auf die weiteren Folgen der Reihe sehr gespannt sein.
For the complete recording of a cycle such as that of Beethoven’s sonatas for piano and violin, various possibilities of order exist. Weithaas and Varjon have chosen for the first part the three sonatas with keys revolving around the pitch A, in major or minor, even in almost all movements. Besides, they are also works from different periods of origin. The sonatas are also united by their formal structure with slow melodic middle movements and fast corner movements.
Looking at the tempo markings of the movements, one notices that of the six fast movements four are marked Presto, one Allegro molto and another Allegro piacevole. From this it follows, apart from basic considerations about tempo in Beethoven, that here almost all fast movements are really meant to be fast. And Antje Weithaas has all the technical prerequisites for such tempi. She fires up the liveliness with gestures that sometimes go to the limits of playability. At the same time, she still finds time and has the ability to articulate and shape the works not only quickly, but also richly.
Thus she finds her own way, which is not only intense but also convincing. Even in the slow movements – even these marked slower are rather than slower – she offers solutions that are as dense as they are probing of nuances, with a fine hand and a good feeling for the musical statement.
She had previously recorded the Kreutzer Sonata in a convincing arrangement by Richard Tognetti with chamber orchestra. Now the original follows. Here it remains with the chamber-musical view, although the power inherent in the work cannot be ignored.
As far as can be seen, this is the first recorded collaboration with Denes Varjon. Varjon, who is well established in the chamber music world as a popular pianist, is the equal partner in this interplay, mastering the piano part with technical superiority and musically mature feeling. The impression is that he implements his voice as well and confidently as Weithaas implements hers, and yet is her accompanist rather than someone who would himself set the pianistic accents and place himself in the foreground. Given the original designation of the sonatas as such for piano and violin, one might consider here whether more could have been conceivable.
On the other hand, from the technical point of view, the two parts are laid out on an equal footing, so that in this respect he does not take a back seat. And furthermore, despite the designations, the sonatas were designed for equal partnership, at the latest fully in the Kreutzer Sonata. One may be very curious about the further episodes of the series.