Das Quatuor Van Kuijk schließt seine Gesamteinspielung der Streichquartette von Felix Mendelssohn Bartholdy mit den letzten Werken, also op. 44 Nr. 2 und 3 sowie op. 80 ab. Während die beiden Quartette op. 44 noch junge Frische zeigen, ist das die CD eröffnende op. 80 mit dem plötzlichen Tod seiner Schwester konnotiert und dementsprechend dunkel und aufgewühlt im Ausdruck.
Bei diesem Umgang mit Mendelssohn fallen einem sofort mehrere Aspekte auf, die diese Aufnahme durch das französische Quartett anreichern. Beginnen kann man vielleicht mit der akustisch ausgewogenen Gewichtung. Obwohl der ersten Geige eine besondere Rolle im Ensemble zukommt, fängt die Tontechnik alle Vier gleichbedeutend ein. Die erste Geige wird also nicht zu Lasten der anderen herausgestellt, sondern sie sitzen wie im Wohnzimmer oder auch auf der Bühne im Halbkreis. So wird eine überzeugende Homogenität eingefangen, die es aber auch zulässt, jederzeit jede Stimme herauszuhören, da alle auf einem Niveau agieren.
Doch da zugleich vier Individuen zueinanderkommen, fügen sie die vier Linien mit ihrem flüssigen, vitalen, schwungvollen Spiel zusammen. Das geht sowohl in die Richtung von sehr spontan wirkendem Zugriff wie auch in die Ecke intensiv durchdachten Zeigens. Aber es bleibt immer lebendig. Manchmal könnte man fast befürchten, gleich gibt es eine Entgleisung oder ein anderes Missgeschick, aber dann schaffen sie doch den Dreh.
Gegenüber früheren Einspielungen har das Quatuor van Kuijk entweder den besonders passenden Komponisten gefunden oder sie haben sich ein großes Stück weiterentwickelt oder auch beides. Bei den Mozart-Quartetten hatten sie auch eine starke Leistung bieten können. Bei den Quintetten desselben Komponisten hatten manche überstark gehämmerten Akzente und andere Zuspitzungen missfallen. Hier haben sie diese Ausrutscher vermeiden können und trotzdem noch das Wagemutige, Überschwängliche ihrer Deutungen behalten und so eine betörende Sicht auf Mendelssohn geschaffen, die mit tiefer Zuneigung und ebensolcher Durchdringung der Musik zu punkten weiß. Da bleibt genug Spannung für jeden Ton.
The Quatuor Van Kuijk concludes its complete recording of Felix Mendelssohn Bartholdy’s string quartets with the last works, op. 44 Nos. 2 and 3 as well as op. 80. While the two op. 44 quartets still show young freshness, op. 80, which opens the CD, has connotations of the sudden death of his sister and is accordingly dark and troubled in expression.
In this treatment of Mendelssohn, one immediately notices several aspects that enrich this recording by the French quartet. One can perhaps begin with the acoustically balanced weighting. Although the first violin has a special role in the ensemble, the sound engineering captures all four equally. Thus, the first violin is not singled out at the expense of the others, but they sit in a semicircle as they would in a living room or even on stage. This captures a convincing homogeneity, but also allows each voice to be heard at any time, as they all perform on the same level.
But since four individuals come together at the same time, they join the four lines with their fluid, vital, swinging play. This goes both in the direction of very spontaneous access as well as in the corner of intensively thought-out showing. But it always remains lively. Sometimes one could almost fear that there would be a derailment or some other mishap, but then they manage to get the hang of it.
Compared to earlier recordings, Quatuor van Kuijk has either found the most appropriate composer or they have moved on a great deal, or both. In the Mozart quartets they had also been able to offer a strong performance. In the quintets by the same composer, some overly hammered accents and other exaggerations had displeased. Here they were able to avoid these slips and still retain the daring, exuberance of their interpretations, creating a beguiling view of Mendelssohn that scores points with deep affection and equal penetration of the music. There remains enough tension for every note.