Auch wenn viele CDs unter einem Motto stehen, wie auch diese, ist natürlich erst einmal die ausgewählte Musik wichtig. Da finden sich auf dieser Aufnahme auf zwei knapp gefüllten Scheiben viele interessante Werke, die vom Barock bis zur Mozartzeit reichen. Und es sind durchweg hörenswerte Stücke, die auch mit der gelungenen Ausführung ihren Charme entfalten.
Bei dem Thema der CD geht es um den Tausch der Geschlechterrollen in der Musik, der in der Zeit, aus der die Werke stammen, eher ein Spiel war als politisches Megaereignis, zu dem es heutzutage stilisiert wird. So werden Männerrollen vorgestellt, die von Frauen gesungen wurden und andersherum, also Travestie- und Hosenrollen. Oder als andersgeschlechtliche, verkleidete Mitwirkende, die sich versteckt in das Geschehen einführen müssen. Und schließlich stellen die Beteiligten hier Werke vor, in denen sie wieder in die eigene Rolle zurückspringen.
Neben den Arien, in denen jeder der beiden Solisten sich allein präsentiert, gibt es Duette, in denen sie sich ergänzen. Kaum bekannte Komponisten wie Lampugnani und Traetta werden ebenso präsentiert wie auch Händel, Hasse oder Vivaldi. Dabei klingen die Stimmen dank der Ähnlichkeit ihrer Charaktere manchmal so ähnlich, dass man schon sehr genau zuhören muss, um zu wissen, ob jetzt Vivica Genaux ihren Mezzosopran erklingen lässt oder der Countertenor Lawrence Zazzo, beide aus den USA, gerade agiert.
Interessant auch der Siroe-Aspekt, von dem Versionen von Georg Christoph Wagenseil, Tommaso Traetta, Johann Adolf Hasse und Georg Friedrich Händel vorgestellt werden.
Beide Gesangsolisten haben lebendige Stimmen und sind persönlich im Stil. Beide zeigen die brillante Theatralik eines Großteils dieser Musik lebendig, mit Brillanz und mit ausdrucksvollem Stil. Neben Virtuosem werden auch innige Momente in ausformulierten Details vorgestellt. So wird ein abwechslungsreicher Bogen aus Musik gezogen, der immer wieder Entdeckungen zulässt.
Die Lautten Compagney mit Wolfgang Katschner begleitet mit klangschönem und farbigem Stil. Sie stellen sich auch als reines Instrumentalensemble mit der Sinfonie aus Hasses Siroe und der Ouvertüre zu Händels Version des gleichen Librettos vor.