Stefan Vladar stellt sich dem Mammut-Projekt, alle Konzerte Beethovens zu dirigieren und in den Klavierkonzerten sowie dem Tripelkonzert zugleich als Klaviersolist aufzutreten. Die Solostimme bietet gerade in den späten Konzerten delikate Schwierigkeiten und fordert vor allem höchste Konzentration auf die wendigen Melodie- und Harmonieverläufe. Darüber hinaus ein Orchester mit gleicher Bewusstheit zu leiten ist eine Herausforderung, an der schon so manche Künstler gescheitert sind.
Stefan Vladar ist hier keine Ausnahme, auch bei ihm erhält das Orchester in den Klavierkonzerten nicht die notwendige Aufmerksamkeit, die erforderlich wäre. Es ist bei weitem nicht von kultiviertem oder gar feinfühligem Musizieren zu sprechen, das Orchester agiert unter Vladars Leitung ungelenk und abgehackt, ein zusammenhängender Bogen ist nicht zu erahnen. Ebenso klingen allerdings auch die Klavierpassagen Vladars, alles brodelt vor überschäumender und ungezügelter Energie, das Temperament geht ihm dabei vollkommen durch, und es verliert an Leichtigkeit, Eleganz und nuancierten Details. Stattdessen drischt Vladar mit Feuereifer in die Tasten, knallt die harmonischen Auflösungen besonders widersinnig heraus und eilt scheinbar völlig ungerührt von der Herrlichkeit dieser Musik nach vorne, ohne sich auf sie wirklich einzulassen. Den langsamen Sätzen fehlt es damit entschieden an substanzieller Aussage, was in den Randsätzen wenigstens teilweise mit Geschwindigkeit kaschiert wird. Darüber hinaus gibt es gar manche Hudelei zu beklagen, minimale Verschleifungen oder Ungenauigkeiten, die doch bei genauem Hören ohrenfällig werden und einen schalen Nachgeschmack hinterlassen.
Musikalischer sind Vladars zwei Weggefährten, Isabelle van Keulen und Julian Steckel. Vor allem der Cellist kann eher überzeugen und steckt passagenweise sogar seine Mitstreiter an, im Tripelkonzert auf ein Entstehenlassen der melodischen Linie zu achten. Bedauerlich, dass gerade die drei Solisten so schlecht abgemischt sind, das Violoncello teils zu leise erklingt und in den Fortepassagen plötzlich ruppig krachend hervorspringt. Manche Violinkantilene gelingt Isabelle van Keulen mit farbigem Glanz, und vor allem der dritte Satz des Violinkonzerts hat einen gewissen Charme. Die Violinistin müht sich spürbar ab, etwas aus den Werken hervorzulocken, doch mancherorts überwiegt Gleichförmigkeit jede musikalische Entwicklung, Wiederholungen eines Motivs erklingen vollkommen gleich, anstatt sich dem entwickelnden Kontext anzupassen, und immer wieder beißen unsaubere Intonationen im Ohr. Die F-Dur-Romanze ist deutlich zu schnell (Adagio cantabile ist vorgeschrieben!) und verliert ihre zarte Magie, die Doppelgriffe in der Romanze G-Dur Op. 40 bereiten hörbare Schwierigkeiten.
Es bleibt das Gefühl des Unfertigen, allgemein wäre gewiss längere Probenzeit wünschenswert gewesen, das Tripelkonzert verliert durch schlechte Abmischung und die Klavierkonzerte sind heruntergehudelt, das Orchester dabei außer außen vorgelassen. Leider eine ziemliche Enttäuschung!