In diesem Doppelalbum mit reich bestücktem Textbuch findet man
Vokalwerke, die Paul Dukas für den ‘Prix de Rome’ komponierte, die ihm jedoch nie den begehrten Preis einbrachten. Bei einigen Kompositionen versteht man das ob ihrer pathetisch-fetten Tonsprache, doch es gibt auch spannende Musik, etwa die hoch dramatische Kantate ‘Sémélé’, auch wenn vieles wagnerianisch klingt und nie den Rang der Musik des Deutschen erreicht. Auch die stimmungsvolle Kantate ‘Velléda’ ist durchaus hörenswert.
Die Aufführungen sind von unterschiedlicher Qualität und leiden, das sei mal gleich gesagt, unter einem allzu kompakten Klangbild. Das ist gerade bei dieser Musik, die etwas ‘Durchlüftung’ hätte gebrauchen können, fatal.
Unter den Sängern überzeugt nur ein einziger voll und ganz: der Baryton Tassis Christoyannis, dessen vorbildliche Stimmführung und Artikulierung man nur loben kann. Die beiden Tenöre Frédéric Antoun und Cyrille Dubois sowie, mit Einschränkungen, auch die Sopranistin Catherine Hunold, warten ebenfalls mit akzeptablen Leistungen auf. Die anderen Frauenstimmen jedoch kann man vergessen: keine Silbe Text versteht man da, die Stimmen jodeln schrill und unkontrolliert und ertrinken meistens im eigenen Vibrato.
Wenig beeindruckend finde ich in den meisten Stücken – und gerade in denen, die etwas mehr gestalterische Intelligenz und Raffinement verlangt hätten, um die grobschlächtige Textur aufzulockern – das Dirigat von Hervé Niquet und das Spiel des ‘Brussels Philharmonic’. Hat der Zwang, die beiden Schallplatten in einem Minimum von Zeit aufzunehmen sich hier negativ ausgewirkt? Wie auch immer, Niquet arbeitet sehr oberflächlich und erweckt kaum je den Eindruck, die Architektur der Stücke erfasst zu haben, und schafft es nicht, der Musik mit Atmung zu mehr Form zu verhelfen.
Wenn man schon vergessene Musik zu mehr Popularität helfen will, dann bedarf es maximalen Einsatzes. Und das ist hier auf vielen Ebenen wirklich nicht der Fall.