Der ungarische Komponist und Violinist Karl Goldmark ist kaum noch bekannt. Sein CD-Katalog umfasst einige seiner Kammermusikwerke und einige symphonische Stücke, darunter die 2. Symphonie und ein gutes halbes Dutzend Einspielungen des Violinkonzerts aus dem Jahre 1877, jetzt vielleicht das beliebteste Werk Goldmarks.
Die beiden wohl herausragendsten Interpretationen, jene von Sarah Chang (mit James Conlon) und vor allem Joshua Bell (mit Esa-Pekka Salonen) unterscheiden sich sehr von dieser neuen Einspielung des Österreichers Thomas Albertus Irnberger: Zusammen mit Doron Salomon sorgt Irnberger für eine sehr romantische, sehr farbige Interpretation, die sich vom leichteren Klang Changs und Bells deutlich abhebt. Irnberger und Salomon musizieren bedeutungsvoller, dezidierter und – im ersten und im letzten Satz – zupackender und dramatischer. Der zweite Satz (Air-Andante) erlangt wohl nicht die mystische Dimension wie bei Joshua Bell, dafür aber um so mehr wohlige Emotionalität.
Von der Musik, von der Zeit und dem Stil her liegen Irnberger und Salomon gewiss richtig mit ihrer Interpretation. Ob das etwas von Salonen und Bell etwas feiner und schlanker formulierte Goldmark-Konzert mir am Ende nicht besser gefällt? Ich glaube schon! Aber die vollmundigere Irnberger-Interpretation ist absolut nicht von der Hand zu weisen, zumal sie mit einer sehr ausdrucksvollen, warmherzigen und farbintensiven Interpretation der Violinsonate op. 25 gekoppelt ist. Das leidenschaftliche Pulsieren des ersten Satzes, die entrückte Nachdenklichkeit des zweiten und die strömende Melodik des Finalsatzes zeigen mit letzter Deutlichkeit die Qualität dieser Sonate, einem Werk das, wie viele andere von Karl Goldmark, nicht genügend Aufmerksamkeit im Konzertsaal erfährt.
Moins fin et moins élégant que Joshua Bell, moins mystique dans le 2e mouvement du Concerto, surtout, Thomas Albertus Irnberger convainc par une interprétation profondément romantique, colorée et charnue. Elle est très expressive, une caractéristique qu’elle partage avec celle de la sonate op. 25.
Though not as refined and elegant as Joshua Bell and Sarah Chang, Thomas Albertus Irnberger is convincing in a deeply romantic performance with particularly rich and colorful textures.