Dass man Joseph Haydn posthum Unrecht tut, wenn man sein vokales Schaffen auf die ‘Schöpfung’, die ‘Letzten sieben Worte’ und seine großen Mess-Vertonungen reduziert, bemängelt Clemens Harasim im Booklet der CD-Einspielung des ‘Stabat Mater’ aus dem Carus-Verlag völlig zurecht. Die Aufnahme mit dem Kammerchor Stuttgart, der Hofkapelle Stuttgart sowie einem erlesenen Solistenquartett unter der Leitung von Frieder Bernius trägt dem Rechnung und präsentiert eine makellose Wiedergabe des 1767 uraufgeführten Werkes.
14 Partien umfasst dieses abwechslungsreiche Werk, wobei der Chor nur in sechs Stücken in Erscheinung tritt, davon einmal ohne solistische Begleitung. Das Vokalensemble agiert in gewohnter Qualität: Gradlinig, homogen und durchhörbar bildet es gemeinsam mit dem auf historischen Instrumenten musizierenden orchestralen Klangkörper eine stimmige Einheit. Auch die Auswahl der Solisten ist bestens ausgewogen: Sarah Wegeners leuchtender Sopran, Marie Henriette Reinholds blutvoller Alt, Colin Blazes lyrischer Tenor und Sebastian Noacks markanter Bass bilden ein Quartett, für das diese Musik geschrieben scheint.
Hervorzuheben ist auch die exzellente technische Qualität der in Kooperation mit dem Südwestrundfunk entstandenen Aufgabe: Sie fängt die akustischen Begebenheiten der sakralen Produktionsstätte sowie Positionierung von Chor und Orchester perfekt ein und stellt die Musik in bester Abmischung vor. So macht Haydn richtig Spaß!