Das vielschichtige und von großer Musikalität geprägte Werk von Josef Myslivecek wird nach und nach besser erkundet. Drei seiner neun Violinkonzerte werden bei dieser Einspielung durch eine Symphonie und eine Ouvertüre getrennt. Dabei waren die Typen Symphonie und Ouvertüre nicht im heutigen Sinne streng zu trennen, denn formal waren sie sich ähnlich und die Begriffe austauschbar, wie es für den italienischen Kompositionsstil der Zeit üblich war. So sind die beiden Werke auch aus sich heraus voll entwickelte Formen und nicht etwas Auskopplungen aus Opern oder Balletten. Dabei traf er mit seinem dramatischen Ausdruck mühelos den Zeitgeist des Publikums.
Die Violinkonzerte sind wohl in enger zeitlicher Folge im Kontext des Kontaktes mit Guiseppe Tartini entstanden. Man kann davon ausgehen, dass Myslivecek als ausgezeichneter Geiger selber den Solopart gespielt hat. Stilistische Ähnlichkeiten mit den zumindest frühen Violinkonzerten von Mozart beweisen, welche Anerkennung Myslivecek genoss. Obwohl er virtuose Läufe komponierte, wusste er sie so interessant zu gestalten, dass es sich nicht um schaustellerische Leerläufe handelt, sondern immer um ansprechende Musik. Formal harren die Konzerte auf dem bei Vivaldi begründeten Schema der drei Sätze schnell-langsam-schnell, wobei Myslivecek unterhalb dieser Äußerlichkeit Abweichungen einbaute.
Die in der Schweiz geborene Solistin Leila Schayegh hat sich inzwischen auf die Geige mit alter Mensur spezialisiert. Für sie scheinen die Vertracktheiten dieser so einfach und leicht klingenden Musik, die doch so schwer zu spielen ist, keine Herausforderung darzustellen, so dass der Solopart elegant und leicht wie ein Vogel im Flug erklingt.
Das ‘Collegium 1704’ unter Vaclav Luks bietet der Solisten mehr als nur einen Teppich und kann insbesondere in den beiden Symphonien seine Spielfreude demonstrieren, mit der diese auch heute noch ansprechende Musik wieder zum Leben erweckt wird. Das Klangbild ist mit gutem kleinem Hall ausgewogen und transparent dargestellt.