Es gibt wenige Künstler, die fast immer hochwertige und spannende Interpretationen liefern, gegenüber vielen, die auch gute Musik machen, aber eben nicht so herausragen. Zur kleinen Gruppe gehört Isabelle Faust und zumeist auch ihre Begleiter, wie auch in diesem Fall. Eine spannende Sammlung von Werken von Benjamin Britten in exquisiten Deutungen haben die Beteiligten dieses Albums eingefangen. Neben dem Violinkonzert ist dies Kammermusik.
Wie man das Konzert bis in die feinsten Äderchen durchleuchten kann, dabei noch den Faden für das Gesamtbild ziehen kann und bei allem auch noch eine technische und spielerische Souveränität hat, die jeden Zuhörer in der Gewissheit zurücklässt, dass sogar noch Reserven vorhanden sind, das kann man hier erleben.
Neben dem solistischen Part bieten das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Jakub Hrusa dazu eine so aufmerksam gestaltete, durchlichtete und doch auch selbstbewusste Darstellung des Orchesterparts an, dass alle Parteien gleichgewichtig zu dem weitgefassten Werk, das vom Todestanz bis hin zu Visionen vom Frieden viele Gesichter zu bieten hat, auch in dieser Breite jeden Aspekt artikulieren, ohne sich deswegen im Klein Klein zu verlieren. Ergänzt wird dieses Ergebnis um eine bestens ausbalancierte und jede Facette zeigende Aufnahmetechnik.
Die drei Kammermusikwerke finden ebenso, hier mit Alexander Melnikov bzw. auch Boris Faust bei den zwei Stücken, Interpreten, die sehr ausdrucksvoll musizieren.
Réveille zeigt mit einem Augenzwinkern des frühaufstehenden Britten, wie er seinen Freund, den Geiger Antonio Brosa liebevoll auf die Schippe nehmen konnte. Denn letzterer war Morgenmuffel. Britten zeigt in dem Werk reizvoll die Schwierigkeiten am Morgen auf, wie schon die Tempobezeichnung, etwa träge und faul, das Problem deutlich macht. Hier und in der Suite hinterlässt er schon die Visitenkarte seines Kompositionsstils, die auch über die fünf Sätze den Interpreten immer fordernde Aufgaben zumutet. Die zwei Stücke für Trio, noch mit der Bratsche zu Violine und Klavier, übrigens nicht zu verwechseln mit den zwei Jahre zuvor geschriebenen zwei Stücken für Violine und Klavier liegen als Ersteinspielung vor. Hier reagiert der Sechszehnjährige schon auf seinen Unterricht bei Bridge und die Musik von Berg, Schönberg und Scriabin.
Die Interpreten geben sich mit Lust diesen kleinen Spielchen hin, nehmen sie dabei sehr ernst. Sie zeigen das aber nicht mit mühsam erzwungenem Spiel, sondern bleiben inspiriert und locker. Dass sie aufeinander famos eingespielt sind und die Musik miteinander oder im Wechsel miteinander erobern, wundert dann nicht mehr, schließlich spielen sie nicht das erste Mal zusammen.
There are a few artists who almost always deliver high-quality and exciting interpretations compared to many who also make good music, but just don’t stand out as much. Isabelle Faust belongs to this small group and usually also her accompanists, as in this case. An exciting collection of works by Benjamin Britten in exquisite interpretations have been collected in this album. In addition to the violin concerto, this is chamber music.
How to illuminate the concerto down to the finest veins, while still being able to draw the thread for the overall picture and, at the same time and still have a technical and playful sovereignty that leaves every listener in the certainty that there are even reserves left, that is what can be experienced here.
In addition to the solo part, the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks and Jakub Hrusa offer such an attentive, well-lit and yet self-confident performance of the orchestral part that all parties give equal weight to the wide-ranging work, which has many faces to offer, from the dance of death to visions of peace, and articulate every aspect in this breadth without getting lost in the minutiae. This result is complemented by a perfectly balanced recording technique that reveals every facet.
The three chamber music works also find interpreters who play very expressively, here with Alexander Melnikov and Boris Faust in the two pieces.
With a wink from the early-rising Britten, Réveille shows how he could lovingly poke fun at his friend, the violinist Antonio Brosa. The latter was a morning grouch. In the work, Britten charmingly demonstrates the difficulties of mornings, as the tempo marking, such as sluggish and lazy, makes the problem clear. Here and in the suite, he leaves behind the calling card of his compositional style, which also presents the performers with constantly challenging tasks over the five movements. The two pieces for trio, still with viola to violin and piano, are not to be confused with the two pieces for violin and piano written two years earlier and are available as a first recording. Here the sixteen-year-old is already responding to his lessons with Bridge and the music of Berg, Schönberg and Scriabin.
The performers enjoy playing these little games and take them very seriously. However, they do not show this with laboriously forced playing, but remain inspired and relaxed. It comes as no surprise that they are perfectly attuned to each other and conquer the music together or in alternation, as this is not the first time they have played together.