Mit ‘Prélude, choral & fugue’ (1884) beginnt Michael Korstick sein César Franck-Programm und zeigt gleich, wie weit ein Pianist gehen kann, wenn er sich von allen Zwängen befreit, die Partitur subtil ausleuchtet und die kleinsten Details nicht außer Acht lässt, vor allem aber dem Werk das richtige Maß an Nostalgie und Schwermut gibt und auch die Fuge nicht buchstabiert, sondern ihr innere Kraft gibt.
César Francks große Violinsonate ist das längste Stück der CD. Sie erklingt hier in einer Bearbeitung von Alfred Cortot. Korstick scheut keinen Konflikt, wenn er im Textbuch kundtut: « Die Fassung ohne störende Kratzgeräusche hat doch ihren Reiz. Ich weiß, dass ich mich jetzt bei allen Geigern äußerst unbeliebt mache, aber manches kommt in der reinen Klavierfassung sogar besser zur Geltung. Man vermisst die Geige nicht. Franck denkt eben fast immer von der Orgel her und Cortot hat die Stimmen so genial auf die Oktaven verteilt, dass die polyphone Struktur klarer wird.“
Auch wenn ich persönlich das Original nicht missen möchte und sogar vorziehe, muss ich Korstick zugestehen, dass die Soloklavier-Fassung bestens funktioniert, weil er aber auch wirklich alles tut, um sie pianistisch aufzuwerten, und alles herausholt, was Cortot in seiner Fassung implementiert hat. Dass das herber, männlicher klingt als die Originalfassung, und bei aller Zärtlichkeit, die im dritten Satz auftaucht, weniger schwül-sensuell, ist ein wichtiges Merkmal.
Ohne die Form außer Acht zu lassen, widmet sich Korstick dem ‘Prélude, Aria et Final’ mit viel Hingabe, um die inneren Kontraste zu betonen und Atmosphäre zu erzeugen.