John Casken: The Dream of the Rood; Magnus Pérotin: Viderunt omnes (arr. John Casken); Anonymus: Vetus abit littera; Procurans odium, Deus misertus hominis; The Hilliard Ensemble, Asko / Schönberg Ensemble, Clark Rundell; 1 CD NMC REC D245; Aufnahme 10/2014, Veröffentlichung 09/2019 (50'30) – Rezension von Uwe Krusch
Rund fünf Jahre nach ihrem selbstgewählten Ende als Ensemble werden jetzt die letzten Aufnahmen des legendären Hilliard Ensemble vorgelegt. Die aktuelle mit dem Titel The Dream of the Rood bezieht sich auf die halbstündige Komposition von John Casken, die er vor elf Jahren schuf. Das ist sozusagen das Omega dieser CD. Das Alpha bezieht sich auf die drei anonymen drei- bzw. vierstimmigen Werke sowie auf Viderunt omnes, das Casken nach der Vorlage von Perotinus, der um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert lebte und als Pérotin bekannt ist. Ihm kommt eine wichtige Rolle bei der Ausformung der Polyphonie zu.
Eine andere Anfang-Ende-Beziehung stellt die zu dem Komponisten John Casken dar, der nach rund 40jähriger enger Zusammenarbeit mit dem Hilliard Ensemble hier seine letzte Komposition für das Ensemble einbringt. Es vertont das vermutlich aus dem achten Jahrhundert stammende Gedicht gleichen Titels für den vierstimmigen Chor und Ensemble.
Die kurz vor dem Abtritt des Ensembles eingespielte Aufnahme hat somit zumindest historischen Charakter. Die mit dem Namen des Gründers Nicholas Hilliard, der sich schon lange zurückgezogen hatte, verbundene Formation wurde für die bahnbrechenden Interpretationen des ganz frühen Repertoires bis zum 16. Jahrhundert und auch die der Moderne geschätzt. In dieser Aufnahme merkt man schon leichte Ermüdungserscheinungen, die die gewohnte Qualität der Darbietung nicht mehr ganz halten können. Das Asko Schönberg Ensemble agiert wie gewohnt mit der gebotenen Sensibilität und Qualität.
About five years after their self-chosen end as an ensemble, the last recordings of the legendary Hilliard Ensemble are now being presented. The current one, entitled The Dream of the Rood, refers to the half-hour composition by John Casken, which he created eleven years ago. This is the Omega of this CD, so to speak. The Alpha refers to the three anonymous three- or four-part works as well as to Viderunt omnes, that Casken arranged after the piece of Perotinus, who lived around the turn of the 13th to the 14th century and is known as Pérotin.
After about 40 years of close collaboration with the Hilliard Ensemble John Casken’s The Dream of the Rood was his last composition for the ensemble. It uses the poem of the same title, presumably from the eighth century.
The recording took place shortly before the ensemble left the stage and thus has at least a historical character. The formation was valued for its groundbreaking interpretations of the very early repertoire up to the 16th century, as well as those of modernism. In this recording one can already notice slight signs of fatigue, and the singers can no longer completely maintain their usual quality of performance. The Asko / Schönberg Ensemble performs with the necessary sensitivity and quality.