Die Einspielung aller Streichquartette von Beethoven stellt das Amaryllis Quartett unter den Titel Face2Face und kombiniert diese Werke mit besonderen modernen Quartetten. An den Anfang haben sie von Beethoven sein erstes komponiertes, als Drittes nummeriertes und sein letztes Quartett sowie das eingebettete sechste von Bartok gesetzt. Letzteres wird zugleich das älteste der neuen Werke sein. Mit der Reihe feiert das Ensemble sein 20-jähriges Bestehen.
Wer nun meint, Beethoven sei ein mürrischer oder gar zorniger Komponist gewesen, der wird beim Hören der vorliegenden Einspielung, je nachdem, ob er das erwartet oder befürchtet hat, enttäuscht oder hocherfreut sein.
Das Amaryllis Quartett setzt sich gestaltungsfreudig und souverän über solche Erwartungen hinweg. Es präsentiert Lesarten der beiden Werke, die mit frischer Lebendigkeit und geradezu poetisch und lyrisch Beethoven zugänglich und angenehm zeigen. Nun mag man meinen, das erste, vielleicht noch als jugendlich anzunehmende und das letzte dagegen alterweise entspannte Werk böten dafür auch eine gute Grundlage, überhört, dass die vier Musiker diesen Weg sehr weit und überzeugend gehen und nicht nur ein wenig vom vorherrschenden Interpretationsweg abweichen.
Dahinein pflanzen sie das Quartett von Bartok, auch Abschluss seines Quartettschaffens mit einer ungemein formenden Interpretation, die aber auch die moderne Seite besonders deutlich hervorhebt. Auch dieses Stück gehen sie vielschichtig an und zeigen ihre Ensemblekultur mit eng aufeinander bezogenem Hörbild, das die Einheit betont, ohne die Stimmen zu verdecken. Außerdem hört man ihre Vorliebe für eindrucksvolle Interpretationen, ohne diese in spröder technischer Perfektion des Vortrags zu ertränken.
So erblüht ihre Face2Face-Reihe passend zur Blütezeit der im Handel auch als Rittersterne bekannten Amaryllisgewächse in einer ihrer aus langjähriger Beschäftigung gewonnenen persönlichen Sicht großblumig. Wir erwarten die Fortsetzungen.
The Amaryllis Quartet’s recording of all of Beethoven’s string quartets is entitled Face2Face and combines these works with special modern quartets. At the beginning they have placed Beethoven’s first composed quartet, numbered third, and his last quartet, as well as the embedded sixth by Bartok. The latter will also be the oldest of the new works. The ensemble is celebrating its 20th anniversary with this series.
Anyone who thinks that Beethoven was a grumpy or even angry composer will be disappointed or delighted when listening to this recording, depending on whether they expected or feared this. The Amaryllis Quartet confidently defies such expectations. It presents readings of the two works that are fresh, lively, poetic and lyrical, making Beethoven accessible and enjoyable. Now one might think that the first work, which can perhaps still be assumed to be youthful, and the last work, which is relaxed in comparison, offer a good basis for this, but one fails to hear that the four musicians take this path very far and convincingly and do not deviate just a little from the prevailing way of interpretation.
Into this they plant Bartok’s quartet, also the conclusion of his quartet works, with a tremendously formative interpretation that also clearly emphasizes the modern side. They also take a multi-layered approach to this piece and demonstrate their ensemble culture with a closely interrelated sound that emphasizes unity without obscuring the voices. You can also hear their preference for impressive interpretations without drowning them in the brittle technical perfection of the performance.
Thus, her Face2Face series blossoms in a large-flowered way, in keeping with the flowering season of the amaryllis plants, also known commercially as knight’s stars, in a personal view she has gained from many years of work. We await the sequels.