Wird es eigentlich nicht langweilig, wenn begnadete Sänger, ob weiblich oder männlich, einer nach dem anderen neue Konzeptalben vorlegen? Das hängt sicher davon ab, wie es gemacht wird. Wurde vor nicht allzu langer Zeit an dieser Stelle eine andere Sängerin weniger gut bedacht, ist hier nun wieder höchstes Lob auszusprechen.
Natürlich kann man als Rezensent bei ‘Lascio ch’io pianga’ aus Händels Rinaldo wortlos staunend verharren, mit welcher Delikatesse es hier dargeboten wird. … Aber bekanntlich macht eine Schwalbe noch keine Sommer. Auch die anderen Arien werden intensiv und äußerst geschmackvoll dargeboten. Auf die makellose Technik muss man nicht weiter eingehen.
‘Krieg und Frieden’ sind hier einerseits wörtlich zu verstehen. Aber sie sind auch Synonym für (über)menschliche oder auch widerstreitende Gefühle, die angesichts von Ängsten oder Zwangslagen entstehen und in der Musik ausgedrückt werden. Sie reichen von fast schrillen Momenten in den dem Krieg zugeordneten Stücken bis hin zu (Friedens-) glockenzarten Klängen zu den Friedensarien. Darin sind auch drei Ersteinspielungen enthalten.
Joyce DiDonato gelingt es einmal mehr, die breite Palette barocker Stimmungen meisterhaft auszudrücken. Sie beschreibt in einem Grußwort ihre eigenen Ängste und Zweifel in der heutigen unruhigen Welt, aber auch ihre optimistische Grundhaltung. Nur mit einer solchen ist es möglich, die Musik derart intensiv umzusetzen.
‘Il Pomo d’Oro’ unter Maxim Emelyanychev ist ein selbstbewusst und abwechslungsreich begleitender Partner, der den Genuss nicht nur unterstützt, sondern eigene Akzente setzt.