Der in den USA geborene schottische Komponist Thomas Wilson (1927-2001) hat in seinem umfangreichen und viele Gattungen umfassenden Werk fünf Symphonien hinterlassen. Die zweite davon ist in ihren schnellen Teilen kraftvoll, aber auch düster, manchmal sehr bedrückend, oft aufgewühlt, manchmal regelrecht gespenstisch. Dort, wo der Komponist die Musik zurücknimmt, ist sie sehr mysteriös und unentschlossen. Dabei ist sie sehr suggestiv, und der Hörer kann sich dabei alles Mögliche ausmalen an zwielichtigen Figuren, Kobolden und ähnlichen Fabelwesen. Dass das so gut gelingt, liegt auch an der inspirierten Interpretation des exzellenten Royal Scottish National Orchestra.
Die Fünfte Symphonie, die 1999 vom Scottish Chamber Orchestra anlässlich seines 25-jährigen Bestehens in Auftrag gegeben wurde, ist einsätzig und dauert etwa fünfundzwanzig Minuten Dauer. Es ist ein karges Werk, manchmal bedrohlich, grüblerisch und wiederum sehr mysteriös, stellenweise auch mit eckigen Bewegungen, die wiederum an das Tanzen von Kobolden erinnern. An einer Stelle wird die Musik dann wiederum sehr nervös und bricht schließlich mit einer Reihe von Orchesterschlägen zusammen, um ruhig und langsam zu enden. Auch diese Darbietung ist spannungsvoll sowie rhetorisch und bringt uns zur Schlussfolgerung, dass beide Werke von Thomas Wilson für nachhaltige Musikerklebnisse sorgen.