Gustav Mahler: Ich bin der Welt abhanden gekommen (Arr. Clytus Gottwald), Symphonie Nr. 2; Anja Harteros, Bernarda Fink, Mariss Jansons, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks; 1 Blu-ray Arthaus Musik 108081; Bild HD 16:9; Stereo & Surround; Live 5/11 (96') – Rezension von Remy Franck

Als Vorbereitung auf die gewaltige Auferstehungssymphonie singt der Chor des Bayerischen Rundfunks zunächst zur Läuterung, zur Purifikation, die Bearbeitung des Rückert-Liedes ‘Ich bin der Welt abhanden gekommen’ für 16 Stimmen a cappella von Clytus Gottwald.

Was danach folgt, ist ein Klangfest von außergewöhnlicher Qualität. In völligem Einvernehmen mit dem Dirigenten hinterlassen Orchester, Chor und Solisten einen tiefen Eindruck allein durch die absolute Souveränität und die extrem kultivierte Klangqualität.

Mit Mahlers Riesenapparat erzielt Jansons ein Klangbild, das bis ins letzte Detail durchhörbar ist. Faszinierend ist auch die Wirkung des Fernorchesters. Alles ist in einem Maße abgestimmt, wie man es bei einem Konzert fast nicht für möglich halten würde. Die Dynamik reicht vom feinsten Pianissimo bis zum stärksten, aber immer noch ‘schönen’ Fortissimo. Und über alldem gelingt es Jansons auch noch, Mahlers Gedanken- und Seelenwelt in ein packendes Drama zwischen berückender Trauer und explosivem Jubel glaubwürdig herüberzubringen, im Ersten und im letzten Satz die ganze Dimension zwischen Leben und Tod und der Frage nach der Sinnhaftigkeit des Lebens zu beantworten und die Sätze Nr. 2, 3 und vier, wie von Mahler gewollt, als reflektive und leichte Intermezzi dazwischen zu schieben, das wilde und Eruptive des großen Appells in schärfster Form zu artikulieren und am Schluss das ‘allmächtige Liebesgefühl’ geradezu fieberhaft deutlich werden zu lassen, ohne Pathos, ohne Sentimentalismus, vertrauend auf die packende Wirkung des von ihm geleiteten Klangapparats. Ausdrücklich erwähnt werden müssen dabei die beiden Gesangssolistinnen, die sehr sensuell und wunderbar kontrolliert singende Anja Harteros sowie die mit natürlichstem Ausdruck überzeugende Bernarda Fink.

Die Bildregie ist generell gut und unterstreicht oft effizient die Klangwirkung. Dennoch gibt es einige gravierende Fehler, wenn Videoregisseur Brian Large andere Instrumente zeigt als die, denen Jansons gerade eine klangliche Priorität einräumt.

Mariss Jansons conducts a supremely controlled version of Mahler Second Symphony, delivered in an overwhelming sound quality by his Bavarian forces.

Mariss Jansons ne réussit rien de moins qu’une lecture parfaite de la Seconde Symphonie de Mahler, avec un son d’une transparence inouïe et une culture orchestrale phénoménale. On aura entendu des ‘Résurrections’ plus spontanées, plus dramatiques, mais rarement plus accomplies au niveau de la réalisation instrumentale et chorale.

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