Heute vor 80 Jahren, zwei Tage vor seinem 56. Geburtstag, starb der österreichische Komponist Franz Schreker in Berlin. Von dem Bann, mit dem der jüdische Komponist von den Nazis belegt wurde, hat sich sein Werk bis heute nicht erholt. Dabei war der Sohn eines jüdischen Hofphotographen aus Böhmen und einer Mutter aus einer altsteirischen Adelsfamilie einer der meistgespielten deutschsprachigen Komponisten seiner Zeit.
Schreker studierte in Wien Komposition bei Robert Fuchs. 1911 übernahm er die Leitung des von ihm gegründeten Philharmonischen Chores, seit 1912 leitete er selber eine Kompositionsklasse an der Akademie für Tonkunst in Wien. Der Ruhm brachte Schreker die Direktorstelle in der Berliner Akademischen Hochschule für Musik, wo er von 1920 bis 1931 tätig war.
Bereits in den späten 1920er-Jahren war Schreker Angriffsobjekt der Kulturpolitik der Nationalsozialisten. 1932 wurde auf Grund des NS-Terrors die in Freiburg geplante Uraufführung seiner Oper ‘Christophorus’ von Schreker selbst zurückgezogen, und er wurde zum Rücktritt von seinem Amt als Direktor der Berliner Musikhochschule gezwungen, die er seit 1920 geleitet hatte. Von 1932 bis 1933 war er außerdem Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. Kurz nach seiner Zwangsversetzung in den Ruhestand starb er am 21. März 1934 an einem Herzinfarkt, dem ein Schlaganfall vorausgegangen war.
In den 1920er Jahren galt Franz Schreker als einer der bedeutendsten Opernkomponisten in Deutschland nach Wagner; seine Opern erreichten zeitweise höhere Aufführungszahlen als diejenigen von Richard Strauss. Wie dieser ist Schreker ein Spätromantiker; zugleich weist seine musikalische Sprache expressionistische Elemente auf. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, gerieten Schrekers Werke nach 1933 nahezu in Vergessenheit und werden auch heute noch nicht sehr häufig aufgeführt.
Auf der Website der Schreker Foundation steht: « Franz Schreker gehört gehört zu den kreativsten und interessantesten Komponistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Alexander Zemlinsky, Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg und Erich Wolfgang Korngold repräsentiert er die Wiener Moderne. Mit seinen Musikdramen ‘Der ferne Klang’ (uraufgeführt 1912), ‘Die Gezeichneten’ (1918) und ‘Der Schatzgräber’ (1920) – um nur die bekanntesten zu nennen – beschreitet er den neuen Weg eines psychologischen Musiktheaters, das sich an den aktuellen Strömungen der zeitgenössischen Literatur – Naturalismus, Impressionismus und Symbolismus – orientiert und das neue Menschenbild der Psychoanalyse durch eine avancierte musikalische Dramaturgie gestaltet.’
Außer seinen Musikdramen umfasst das Oeuvre Franz Schrekers vor allem Lieder, Orchester- und Chorwerke, Tanzpantomimen und Kammermusik.