Der Dichter Paul Verlaine ist der gemeinsame Nenner dieses Programms, zu dem Claude Debussy fast ein Viertel der Lieder beisteuert. Doch wenn man sich durch die beiden CDs hört, von Fauré zu Debussy, zu Saint-Säens und zu Chausson, Hahn oder Chabrier, merkt man nicht wirklich immer, wenn ein Komponist den anderen ablöst. Jarousskys ausdrucksmäßig weitgehend gleichbleibende Stimme lässt die Grenzen verschwimmen. Dazu trägt der Umstand bei, dass hier, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur zarte und melancholische Lieder gesungen werden.
Nach seinem ersten Album mit französischen Liedern hat Philippe Jaroussky also weniger die Komponisten als vielmehr Paul Verlaine – den bei weitem am meisten vertonten französischen Dichter – und seine Texte im Blick. Und er lässt uns glauben, dass alle Komponisten von der Poesie der Texte Verlaines in einem Maße fasziniert sind, dass sie ‘Verlaine-Musik’ geschrieben haben. Die klanglichen Unterschiede kommen letztlich vor allem durch den Wechsel von der Klavier- zur Quartettbegleitung.
Doch soll diese Feststellung keine Kritik sein. Auch soll gar nicht in Frage gestellt werden, dass ein Countertenor dieses Programm singen kann. Im Gegenteil: wenn ich mal vergleiche, was einige französische Sänger aus den Registern Tenor, Bariton, Sopran oder Mezzosopran an unsäglichem Pathos in dieses Repertoire gebracht haben, dann sind Jarousskys frische und reine Interpretationen ein Glücksfall.
Und bringt nicht gerade diese hier so ungewohnte Stimme neue Stimmungen zutage, weil sie die Texte neu beleuchtet? Kommen dadurch Verlaines berückende Seelenzustände nicht besonders gut zum Ausdruck? Ist nicht Jarousskys unbefangene, natürliche Art des Singens ein Segen für Musik und Text, der im Übrigen meistens sehr gut verständlich bleibt? Jarousskys gestalterische Intelligenz wirkt tatsächlich Wunder. Doch diese Wunder werden auch Diskussionen auslösen, ‘Green’ wird keineswegs einmütig begrüßt werden, und punktuell mögen sogar Vergleiche mit Einspielungen von Susan Graham, Françoise Pollet, Gérard Souzay und Nicolai Gedda zu Ungunsten Jarousskys ausfallen, weil diese Stimmen eine andere Dramatik und andere Farbenbereiche ermöglichen. Aber aufs Ganze gesehen, ist dies doch eine phänomenale Leistung!
Erato hat das Album aufwändig gestaltet mit einem Textheft voller historischer Fotos, mit sämtlichen Liedtexten und guten Einführungstexten.
Philippe Jaroussky sings a large selection of French melodies, the poet Verlaine being the program’s common denominator. The sweetness and freshness of Jaroussky’s voice, his purity of intonation and the clarity of enunciation make him an ideal, though kind of special interpreter of this repertoire.