Die französische Pianistin und Komponistin Rita Strohl (1865-1941) gründete 1912 in einer Scheune in Bièvres (Essonne) einen Konzertzyklus, der allerdings nur bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs funktionierte.
Nach dem Tod ihres ersten Mannes liierte sich die Musikerin mit dem jungen René Billa, mit dem die mystisch veranlagte Künstlerin ein großartiges, kosmisches Werk schaffen wollte. Aus der Scheune in Bièvres wollten die beiden Wagner-Verehrer ein kleines Bayreuth machen. Dort sollten ihre geplanten Opern aufgeführt werden, zunächst ein keltisch-mythologischer fünfteiliger Zyklus, für den sie selber die Libretti schreiben wollte.
Aus Geldmangel und wegen des Kriegs kam das alles nicht zustande. Ihre Kompositionen verschwanden in der Versenkung und das ist, zumindest was die hier erklingende Cellosonate anbelangt, eine der vielen Ungerechtigkeiten des internationalen Musikbetriebs.
Die große dramatische Sonate ‘Titus et Bérénice’ ist eine packende musikalische Umsetzung des gleichnamigen Liebesdramas von Jean Racine. Die Satzbezeichnungen beinhalten auch ein Programm und halfen den beiden Musikern gewiss in ihrer Interpretation, die man als außerordentlich engagiert, leidenschaftlich und tiefschürfend bezeichnen muss. Der Höhepunkt ist der verinnerlicht gespielte langsame Satz, ‘Lento, tristamente’, in dem die Niedergeschlagenheit der Bérénice von Moreau und Kadouch ergreifend zum Ausdruck gebracht wird.
Es folgt auf der ersten CD des Albums eine spannende und lebendige Interpretation der Poulenc-Sonate.
Weniger gut gefällt mir César Francks Sonate, die ja eine vom Komponisten autorisierte Bearbeitung der Violinsonate durch den Cellisten Jules Delsart ist. Moreau und Kadouch gelingt es nicht wirklich, die Stimmungen der Musik optimal wiederzugeben. Mehr Innenspannung und Gestaltungsphantasie hätte der Sonate gut getan, die im Großen und Ganzen viel Ruhe ausstrahlt, aber nicht kontrastreich genug ist.
Weitere Entdeckungen sind das einfühlsam gespielte Andante espressivo für Violoncello und Klavier von Fernand de la Tombelle (1854-1928) sowie Poulencs ‘Souvenirs’, das nicht einmal in den ‘Complete works’ von Poulenc bei Erato figurierte.
The large, dramatic Titus et Bérénice Sonata by Rita Strohl is a rewarding discovery. It’s a well-crafted piece of tremendous musicality, eloquently played by Moreau and Kadouch. They are less successful in Franck’s Cello Sonata, yet play the Poulenc works and Tombelle’s Andante expressivo with a great feeling for the music.