Mieczyslaw Weinberg (1919-1996), geboren in Polen, vor den Nazis von dort in die Sowjetunion geflohen, 1953, kurz vor Stalins Tod, inhaftiert unter dem Vorwurf, die Errichtung einer jüdischen Republik in der Krim propagiert zu haben, wurde mit Hilfe seines Mentors Shostakovich wieder freigelassen. Er schrieb Musik diverser Gattungen, darunter 21 Symphonien.
Gabriel Chmura hatte begonnen, mit dem Polnischen Radioorchester diese Symphonien für Chandos aufzunehmen, doch blieb es bei nur vier Stück, und dann wurde das Projekt abgebrochen. Die Fünfte war unter den vier, und die hat er jetzt erneut eingespielt.
Weinbergs Fünfte Symphonie entstand 1962 unter dem Einfluss von Shostakovich. Sie ist Kirill Kondrashin gewidmet. Die Musik beginnt mit einem verwirrenden Allegro moderato, dessen Ziellosigkeit Chmura hervorragend herausarbeitet. Das Adagio sostenuto ist schmerzlich bedrückt mit einer sehr bedrohlichen Klimax. Das folgende, sehr verspielte Allegro ist mit knapp acht Minuten der kürzeste Satz der Symphonie, aber eigentlich genau so illusionslos wie das abschließende Andantino. Unter Chmuras inspirierter Leitung kommt eine ergreifende Darstellung der Komposition zustande.
Ohne den architektonisch satzübergreifend zwingendem Charakter der Karajan- und der Kitajenko-Aufnahmen zu erreichen, gelingt dem sehr interventionistisch und detailreich dirigierenden Gabriel Chmura eine farblich und in der Akzentuierung interessante Deutung der Fünften Symphonie von Sergei Prokofiev. Beeindruckend sind vor allem der dunkel grollende erste Satz und das betont ironisch-witzige Allegro marcato. Das Adagio ist von fast mysteriöser Spannung durchzogen, und das Allegro giocoso wird eher verspielt-elegant dargeboten als pointilistisch scharf und wirkt letztlich etwas zu entspannt.
Wegen der herausragenden und wirklich ergreifenden Interpretation von Weinbergs Fünfter ist dieses Album empfehlenswert.