Die Musikwelt feiert heute den 100. Geburtstag des Dirigenten Rafael Kubelik, der vielen Musikfreunden vor allem wegen seines Mahler-Zyklus’ bei DG in Erinnerung ist. Kubelik wurde am 29. Juni 1914 in Bychory in der Nähe von Prag als Sohn des berühmten Geigers Jan Kubelik geboren. Er erhielt Violin- und Klavierunterricht und begann bereits im Alter von 14 Jahren am Prager Konservatorium zu studieren, wo er im Jahre 1933 in den Fächern Komposition, Violine und Dirigieren absolvierte. Nach mehreren Auftritten mit der Tschechischen Philharmonie übernahm er für mehrere Jahre die Leitung der mährischen Oper in Brünn.
1941 kehrte er nach Prag zurück und wurde als Nachfolger Vaclav Talichs Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rief er das bis heute renommierte internationale Festival Prager Frühling ins Leben, emigrierte aber aufgrund der Machtergreifung der Kommunisten im Jahre 1948 nach England. Von Großbritannien aus startete Kubelik seine internationale Karriere, wo er 1949 u.a. beim Edinburgh-Festival mit dem London Philharmonia Orchestra auftrat. Nach Gastdirigaten in Lateinamerika und Auftritten mit dem Concertgebouw Orkest in Amsterdam wurde er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra.
1955 kehrte er nach London zurück und übernahm für drei Spielzeiten die Leitung des Royal Opera House of Covent Garden. Parallel dazu arbeitet er mit namhaften Orchestern zusammen, beispielsweise mit den Wiener Philharmonikern, mit denen er mehrfach bei den Salzburger Festspielen auftrat. Im Jahre 1961 übernahm Kubelik als Nachfolger Euchen Jochums die Leitung des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks, die er 18 Jahre lang innehaben sollte. Selbst nach seinem offiziellen Rücktritt im Jahre 1979 blieb er dem Orchester als Gastdirigent verbunden. Dazwischen wirkte er in den Jahren 1973 und 1974 als musikalischer Leiter der Metropolitan Opera. Nach der Revolution des Jahres 1989 kehrte er in seine Heimat zurück und dirigierte mehrere Konzerte mit der Tschechischen Philharmonie, u.a. das Eröffnungskonzert des Prager Frühlings 1991. Fünf Jahre später starb der Dirigent in Luzern.
Kubelik setzte sich sehr für die Musik tschechischer Komponisten ein, von Martinu über Dvorak und Smetana bis Janacek, er förderte zeitgenossische Komponisten und komponierte auch selber. Er hinterließ u.a. mehrere Opern, ein Stabat mater, drei Symphonien, diverse Konzerte, Kammermusikwerke und Lieder sowie drei Requiem-Vertonungen.