Obwohl Hintergrundmusik eigentlich nicht das Thema von Pizzicato ist, kommt doch der Moment, sich damit zu beschäftigen, nämlich jetzt. ‘Muzak’ ist der Titel des ersten fast eine Dreiviertelstunde dauernden Werkes von Moritz Eggert, war aber auch der Name eines Unternehmens, das als eines der ersten Hintergrundmusik gestaltete und Muzak ist auch gleichzeitig eine Verballhornung des Wortes Musik. Die nervtötende Bedudelung allerorten war für Moritz Eggert Anreiz der Ausgangspunkt, dieses wilde Gemisch zu einer geordneten Komposition zu modellieren. Ständig hat man den Eindruck, als würde man die Fetzen kennen, aber sie sind alle nur nachempfunden. Dazu kommt die Sprechrolle, hier vom Komponisten selber beigesteuert, die Worte oder Satzbruchstücke auch unfein klingenden Inhalts ohne Sinn und Verstand dazwischen wirft. Diese reizvolle oder auch nervende Persiflage auf unsere Zeit muss man mit einem breiten Grinsen oder genervt aufnehmen.
Das halb so lange ‘Number Nine VII: Masse’ ist der siebte von im Endeffekt neun Teilen, die sich die Aufgabe stellen herauszufinden, wie man den seit Jahrhunderten gewachsenen Orchesterklang neu denken kann. Die neun nimmt dabei auf die Zahl der Symphonien etlicher Komponisten ebenso Bezug wie auf den Beatles Titel Revolution 9. Ziel war es, in einem Stück ständig alle Musiker einzusetzen, um sie nicht wie üblich zwischendurch nur dabei sitzen zu lassen. Die Kunst besteht darin, das Ganze zu bändigen. Auch hier zeigt sich der Komponist, der Kollagen aus verschiedensten Quellen mit Witz und auch komödiantisch zusammenklebt.
Das allseits gelobte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat sich in Jahrzehnten neben dem üblichen Konzertprogramm auch eine exquisite Kompetenz für die neue Musik im Rahmen der ‘musica viva’-Veranstaltungen erworben, so dass man fast von einem Spezialensemble sprechen kann. So muss man einfach jeden ihrer Ausflüge in dieses Metier genießen. Mit David Robertson, der auch beim ‘Ensemble Intercontemporain’ mit Boulez gearbeitet hat, und Peter Rundel, dessen Expertise für Neue Musik bekannt sein dürfte, geben den Uraufführungen die gestaltende und sichere Führung. Ihnen gelingt es, die Melange aus all den Stilen zu einem Neuen zusammen zu führen.