Mieczyslaw Weinbergs Solosonaten sind keine leichte Kost, weder für den Zuhörer noch für den Interpreten. Allein die höllisch schwierige, einsätzige Dritte Sonate op. 126 aus dem Jahre 1978 ist mit ihren 27 Minuten ein in allen Hinsichten herausforderndes Werk, das der Komponist seinem Vater Shmuil Weinberg gewidmet ist, der zusammen mit anderen Mitgliedern der Familie im Holocaust sein Leben verlor.
Linus Roth spielt dieses Werk mit größter Intensität. Er überlässt nichts dem Zufall, achtet aber gleichzeitig darauf, dass die Musik ihn nicht überflutet. So kommt eine emotional mit größter Justesse dosierte Aufführung zustande, in der Roth gerade durch sein beherrschtes Temperament überzeugt. Nicht auszudenken, was irgendeiner der heute praktizierenden Violin-Derwische mit diesem im Grunde sehr ernsthaften Werk hätte anstellen können. Roth beeindruckt in dieser Dritten Sonate wie auch in den zwei ersten mit klaren, leuchtenden Tönen, zwischen leidenschaftlichem Drängen und wunderbar lyrischen, manchmal verträumt melancholischen, manchmal zart-zerbrechlichen Passagen. So kommen spannende Steigerungen zustande, abrupte Brüche und Kontraste in einem von Intellekt und Gefühl gleichermaßen gesteuerten Spiel.
Dass Linus Roth, ja ein engagierter Anwalt von Weinbergs Musik, zwischen die drei Sonaten sowie an den Anfang des Programms je einen der Fantastischen Tänze von Shostakovich gestellt hat, ist ein kluger Schachzug. Die kurzen Stücke trennen die Sonaten und reinigen die geladenen Atmosphäre, bez. erleichtern den Einstieg in die erste Sonate op. 82.
Linus Roth macht somit alles, um Weinbergs Sonaten dem Hörer unmittelbar zugänglich zu machen. Er öffnet mit den auch technisch herausragenden Aufnahmen eine faszinierende Klangwelt, deren kompositorischer Einfallsreichtum für jeden, der aufmerksam in die Musik abzutauchen vermag, eine große Bereicherung und Belohnung darstellt.