Aus den verschiedenen Fassungen von Händels ‘Messiah’ hat Hervé Niquet die selten aufgeführte Version von 1754 mit fünf Solisten ausgewählt. Der Sopranpart ist auf zwei Sängerinnen aufgeteilt.
Niquet hatte angekündigt, mit einem opernhaft-spirituellen Ansatz an das Werk heranzugehen. Was wie ein Widerspruch klingt, ist Niquet letztlich nicht wirklich gelungen, denn das Opernhafte behält die Oberhand. Sein ‘Messiah’ benutzt gemäßigte Tempi und eine ebenfalls gedrosselte dynamische Bandbreite. Dafür lässt er der Musik recht viel Pathos angedeihen. Die Solisten und auch den Chor inspiriert er zu einem sehr emphatischen Gesang, der aber immer sehr irdisch bleibt und nie zum Göttlichen abhebt.
Die Solisten sind unterschiedlich gut. Der Tenor Rupert Charlesworth singt recht monochrom, während sein Kollege Andreas Wolf akzeptabel bleibt. Katherine Watsons Gesang klingt trotz einer gewissen vokalen Gestik recht flach. Die ohnehin wenig charakteristische Stimme der Altistin Anthea Pichanick ist auch, was die Vokalführung anbelangt, nicht auf der Höhe. Allein Sandrine Piau scheint verstanden zu haben, um was es hier geht. Ihr Gesang ist ausdrucksvoll und hat auch viel Präsenz.
Die Aufnahme ihrerseits hat wenig Relief, dafür aber umso mehr Hall, der auch den Chorgesang verwaschen klingen lässt.
Fazit: Von Händels ‘Messiah’ gibt es definitiv bessere Aufnahmen.