Anton Bruckner: Symphonie Nr. 1; Philharmonia Festiva, Gerd Schaller; 1 CD Profil PH 19084; Aufnahme 05/2019, Veröffentlichung 17/01/2020 (50'30) – Rezension von Guy Engels
Gerd Schaller lässt nicht locker mit seinem ambitionierten Bruckner-Projekt und hat jetzt die Erste Symphonie ein weiteres Mal eingespielt, diesmal in der Wiener Fassung von 1891. Diese Fassung beinhaltet vor allem Änderungen in der Instrumentation. Sie sind eher Ausdruck von Bruckners Perfektionismus, denn von einer kompositorischen Unsicherheit, wie Gerd Schaller im Begleitheft feststellt.
Keine Unsicherheiten bezüglich Bruckner gibt es auch bei Gerd Schaller selbst. Er ist dem Komponisten und seiner Musik nie unterwürfig, huldigt ihr nicht mit großer Gestik, sondern siedelt sie dort an, wo sie hingehört: Bruckners Symphonien sind meisterhafte Kompositionen, die als reine Musik für sich sprechen.
Gerd Schaller würdigt diese Musik, indem er sie mit der größtmöglichen Dynamik ausstattet, die typischen thematischen Verschiebungen Bruckners nicht als tektonisches Ereignis wirken lässt, sondern auch diese Erste Symphonie in ihrer Gesamtheit betrachtet. Nur aus dieser Perspektive ist eine derart differenzierte, kammermusikalisch durchdachte Interpretation möglich.
Gerd Schaller hat mit dieser Einspielung einen weiteren Stein einer wegweisenden Gesamtaufnahme zum Bruckner-Jubiläum 2024 gesetzt.
Gerd Schaller proceeds with his ambitious Bruckner project and has once again recorded the First Symphony, this time in the Vienna version of 1891, containing mainly changes in instrumentation. They are more an expression of Bruckner’s perfectionism than of compositional uncertainty, as Gerd Schaller notes in the booklet.
There is no uncertainty either about Bruckner in Gerd Schaller’s interpretation. He is never submissive to the composer and his music, he does not use grand gestures, but is performing Bruckner’s symphonies as masterful compositions speaking for themselves as pure music.
Gerd Schaller pays tribute to this music by endowing it with the greatest possible dynamism, not allowing the typical thematic shifts of Bruckner’s music to appear as a tectonic event, but rather by considering this First Symphony in its entirety. Only this perspective allows such a differentiated, well thought interpretation.
With this recording, Gerd Schaller has set a further milestone in a groundbreaking complete recording for the Bruckner anniversary in 2024.