Camille Saint-Saëns: Proserpine; Véronique Gens (Proserpine), Marie-Adeline Henry (Angiola), Frédéric Antoun (Sabatino), Andrew Foster-Williams (Squarocca), Jean Teitgen (Renzo), Münchner Rundfunkorchester, Flemish Radio Choir, Ulf Schirmer; 2 CDs Ediciones Singulares ES1027; Aufnahme 10/2016, Veröffentlichung 05/2017 ( 94'50) – Rezension von Remy Franck

Proserpine, die Titelheldin dieser 1887 in Paris uraufgeführten Oper von Saint-Saëns ist eine italienische Kurtisane, die sich in den Aristokraten Sabatino verliebt hat, aber der fühlt sich überrumpelt, als sie von ihm die totale Liebe verlangt. Er zieht es dann vor, die Schwester seines Freundes Renzo zu heiraten, die keusche Angiola. Proserpine schwört, die Nebenbuhlerin umzubringen, und ein Teil der Oper handelt von ihren Intrigen. Doch als ihr Vorhaben scheitert, ersticht sie sich vor Angiola, Sabatino und Renzo: die Hochzeit der beiden Liebenden will sie nicht mit ansehen.

Die prächtige Musik, von der Saint-Saëns sagte, sie sei jene, mit der er dem ‘Wagner-System’ am nächsten gekommen sei, hat in Ulf Schirmer einen exzellenten Sachverwalter. Er bringt die Orchestermusik der Oper auf Hochglanz, bedient die Dramatik ganz hervorragend, und man kann seinen Entdecker-Enthusiasmus genauso spüren wie den seines Orchesters. Nicht weniger gut ist der engagiert singende Chor des Flämischen Rundfunks.

Die Besetzung ist hervorragend. Marie-Adeline Henry hebt sich mit ihren hellen und dramatischen Stimme gut vom komplexeren Organ von Veronique Gens ab. Vielleicht hätte sie allerdings etwas mehr Gefühlskraft in ihren Gesang legen können. Die Figur eines aus dem Nonnenkloster kommenden scheuen jungen Mädchens hatte man sich etwas anders vorgestellt.

Véronique Gens hat sich hingegen ganz überzeugend in die Rolle der Proserpine eingelebt. Mit ihrer reichen Stimme kann sie die Figur sehr gut charakterisieren und die unterschiedlichen Gefühlsregungen der Kurtisane total gut vermitteln. Stimmlich ist sie untadelig, mit strahlender Höhe, kräftigen Tiefen und solider Mittelage. Das ist eine stupend gute Leistung!

Der Sabatino des Tenors Frédéric Antoun ist von jugendlicher Frische, während sein Freund Renzo vom Bariton Jean Teitgen zwar gut gesungen wird, aber vielleicht Antoun gegenüber zu reif wirkt. In der Rolle des Banditen Squarocca, den Proserpine um Hilfe gebeten hat, um Angiola aus dem Weg zu räumen, hat Andrew Foster Williams genau den richtigen, mephistophelischen  Stimmtypus. Die Nebenrollen sind ebenfalls gut besetzt, und weil, sagen wir es noch einmal, das Münchner Rundfunkorchester seine Rolle auch so gut spielt, ist diese erste Aufnahme der Saint-Saëns-Oper in allen Hinsichten ein großartiger Erfolg, und kein Freund der romantischen Oper sollte sich dieses Juwel entgehen lassen.

Ulf Schirmer’s orchestra, his choir and his soloists absolutely share the conductor’s enthusiasm while recording the really exciting Saint-Saëns opera Proserpine for the very first time. The result is outstanding.

 

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