Vor 50 Zuhörern (wo waren denn wieder all die Musikbegeisterten des Landes?) spielte das Modigliani Quartett im CAPE in Ettelbrück die Streichquartette Nr. 11 D. 353 op. 125/2 und Nr. 14 D. 810 (Der Tod und das Mädchen) sowie Bela Bartoks kurzes Streichquartett Nr. 3. Alain Steffen berichtet.
Das Modigliani Quartett gehört zweifelsohne zu den besten Quartettformationen der Gegenwart und begeistert immer wieder durch spannende und außergewöhnliche Interpretationen. Dass die vier Musiker keine Grenzen scheuen und bei ihrem Spiel gerne aufs Ganze gehen, das konnte man auch beim Ettelbrücker Konzert ganz deutlich spüren. Mit unheimlichem Elan stürzte sich das Quartett in die Musik von Schubert und zeigte bei diesem op. 125/2 einen sehr markanten, männlichen und virilen Komponisten. Das Bild von dem zerbrechlichen, kranken Schubert bestimmt ja heute bei uns allen noch unbewusst die Weise, wie wir Schubert zu hören haben. Von Wehleid war dann auch bei der Interpretation des Modigliani Quartetts nicht zu spüren.
Quasi ideal fügte sich das moderne, einsätzige Streichquartett Nr. 3 von Bela Bartok zwischen den beiden Schubertwerken ein. Auch hier gingen die Musiker bis an Grenzen und zeigten klangliche wie spielerische Extreme auf.
Grandios im Aufbau, tief empfunden im Andante und wild im Finale, so zerrissen zwischen musikalischer Schönheit und expressiver Dramatik hat man das abschließende Werk, ‘Der Tod und das Mädchen’, selten gehört. Wie ein Teufelsritt mutete da der virtuos gespielte Schlusssatz an, der nicht nur der Interpretation das letzte i-Töpfelchen aufsetzte, sondern zugleich das spieltechnische Können des Ensembles in allen Bereichen unterstrich. Für das begeisterte Publikum spielte das Modigliani Quartett dann noch als Zugabe den 2. Satz Andante aus dem 4. Streichquartett von Franz Schubert. Ein herausragendes musikalisches Ereignis.
Über das Ausbleiben des Publikums bei einem Konzert von Weltklasse, das allerdings nicht in der hauptstädtischen Philharmonie, sondern im Ettelbrücker CAPE stattfand, kann man sich nur ärgern. Denn leider musste man wieder feststellen, dass die Luxemburger Musik-Bourgeoisie sich nicht gerne bewegt und nur zu den Konzerten geht, die quasi vor der Haustür, also in der Philharmonie stattfinden. Und auch da spielen manchmal außermusikalische Betrachtungen mit. Wie letztens eine Dame der gehobenen Gesellschaft mit hauptstädtischer Arroganz sagte: “Wir kommen nicht zu den normalen Konzerten, wir kommen nur zu den Events.“ Womit wohl die sogenannten ‘Stardirigenten’ und die weltbekannten Orchester gemeint waren. Denn sonst wäre diese Dame sicher beim Konzert des Modigliani Quartetts im Ettelbrücker CAPE anwesend gewesen.