Was viele nicht wissen: Der ‘Erfinder’ des Nocturne ist nicht Frédéric Chopin sondern John Field. Der irische Komponist (1782-1837) war Schüler von Muzio Clementi und später sein Weggefährte, als dieser sich in St. Petersburg niederließ. Field war so fasziniert von der Nacht und ihren Assoziationen, dass er ihnen eine eigene Gattung widmete. Insgesamt 18 Nocturnes hat Field von 1812 bis zu seinem Tod 1837 komponiert. Es sind größtenteils warme, ruhige und eigentlich sehr liedhafte Stücke von schlichter Schönheit, aber mit großer Ausdruckskraft.
Die junge amerikanische Pianistin Elizabeth Joy Roe spielt diese 18 musikalischen Perlen mit einem sehr präzisen Gespür für den romantischen Gehalt der Musik. Dabei wirken ihre Interpretationen sehr zurückgenommen, was der Musik äußerst gut tut.
Anstatt die Stücke mit zu viel Gefühl auszustatten, wie das ja gerne bei romantischen Werken getan wird, beschränkt sich die Pianistin auf das Wesentliche und horcht bei jedem Stück in die Musik hinein. Unter dem Motto ‘weniger ist mehr’ wird dann die Musik aus dem Kern heraus entwickelt und in ein schlüssiges musikalisches und interpretatorisches Konzept eingebettet.
Die technische Brillanz des Spiels, die Leichtigkeit, mit der Roe Fields Stimmungen verinnerlicht, die vielen Farben und nicht zuletzt die Überzeugungskraft, die ihre Interpretation vermitteln, zeugen von einer hohen künstlerischen Sensibilität. Eine sehr wertvolle Aufnahme, die zudem klanglich hervorragend ist und in keiner Sammlung fehlen sollte.