Auf den ersten Blick hochinteressant, auf den zweiten enttäuschend, so entpuppt sich Sigiswald Kuijkens Neuaufnahme des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Unter dem Motto weniger ist mehr, reduziert er den Chor auf vier Stimmen, nämlich auf die der vier Solisten. Sunhae Im, Sopran, Petra Noskaiova, Alt, Stephan Scherpe, Tenor und Jan van der Crabben, Bass singen somit nicht nur die Solopartien, sondern sämtliche Choreinlagen. Im Aufnahmestudio ist das möglich, im Konzert sicherlich nicht. Leider vermisst man bei den Solisten die Homogenität, so dass der Chor tatsächlich aus vier Einzelstimmen zu bestehen scheint, niemals aber als ein Ganzes wahrgenommen wird.
Sängerisch sind Leistungen bis auf die von Petra Noskaiova recht gut, wenn man auch nie an die großen Bach-Interpreten erinnert wird. Kuijken selbst dirigiert das Oratorium ohne wirkliches Engagement. ‘La Petite Bande’ spielt zwar gut, aber die doch sehr akademische und sich auf die Pioniertage der historischen Aufführungspraxis beziehende Interpretation können in keinem Moment begeistern.
So betulich, langweilig und seelenlos hat dieses Werk sicherlich nicht bei Uraufführung geklungen. Und von der weiß man, dass damals ein beachtlicher Chor aufgeboten wurde. Kuijkens Wiedergabe ist in dem Sinne falsch und höchstens als Experiment zu betrachten, das allerdings weder historisch noch musikalisch ernst zu nehmen ist. Zudem führt die an sich hervorragende Aufnahmetechnik leider dazu, dass das Klangbild in viel zu viele Einzelteile aufgesplittert wird und sich homogenes Musizieren und ein melodischer Fluss an keiner Stelle einstellen will.
This recording with no choir – the soloists sing the choir part without achieving any unity – is uninspired, soulless and boring.