Eher selten haben die Komponisten die Zusammenstellung Violine-Cello in ihren Werken benutzt. Wie gut aber beide Instrumente zueinander passen, wie gut sie sich ergänzen und welch interessantes Klangspektrum sich damit erzielen lässt, das beweisen Julia Fischer und Daniel Müller-Schott auf dieser CD.
Mit der Capuçon x 2 -Fassung im Ohr machte ich mich ans Duo für Violine und Violoncello von Zoltan Kodaly, um schnell festzustellen, dass das Münchner Duo den Ofen noch viel stärker angeheizt hat als die französischen Brüder. Julia Fischer und Daniel Müller-Schott schüren die Ausdruckskraft in einem hochdramatischen Spiel mit einer Palette gestalterischer Mittel, die den Hörer in einen Sog musikdramatischen Geschehens mitreißt. Hier entsteht tatsächlich das, was Julia Fischer im Pizzicato-Interview als Idealfall bezeichnet: beide Spieler werden eins, und so haben wir es denn auch hier mit einem ‘Geigencellospiel’ von solcher Kraft und Feinheit, von solcher durchgeistigter Biegsamkeit zu tun, dass daraus eine Tiefe des Ausdrucks entsteht, der in seiner Intensität kaum noch beschreibbar ist. Dass dabei genuine Kodaly-Farben hörbar werden, ein rhythmisches Raffinement ohnegleichen erreicht wird und ein Klangbild entsteht, das einfach genial ist, ist nur ein Nebeneffekt, denn es ist die Expressivität, die den Hörer mit voller Wucht packt und nicht mehr los lässt.
Der tschechische Komponist Erwin Schulhoff (1894-1942) komponierte sein Duo für Violine und Violoncello im Jahre 1926, als er 32 war. Es ist ein überaus reiches, viersätziges Stück, dessen spieltechnische Raffinessen Fischer und Müller-Schott voll ausloten. Hier wird das Technische Nebensache und es bleibt der Eindruck ausdrucksvollster Rhetorik in einem Spiel, das intellektuelle Klarheit mit einer enormen künstlerischen Spontaneität verbindet.
Die außerordentliche Klangsensibilität des Duos (oder sollte man ‘Uno’ sagen?), das Gespür für klangliche Farbwirkungen, die außerordentliche Vitalität werden auch in der Ravel-Sonate eindringlich dokumentiert.
Auch hier fasziniert eine stupende Durchdringung geistiger, seelischer und sinnlicher Kräfte im Zusammenspiel mit einem ganz persönlichen Musizieren. Dabei streben die beiden Musiker nie reine Virtuosität an, sondern lassen die Musik sich zwischen Zärtlichkeiten und leidenschaftlichem Rausch entwickeln. Hier sind Meister der Klangverwebungen am Werk.
Beschlossen wird das Programm mit einer gegenüber den anderen Stücken recht geläuterten Komposition, der virtuosen Passacaglia von Johan Halvorsen, geschrieben auf Basis der Cembalo-Suite in g-Moll (HWV 432) von Georg Friedrich Händel, die hier in einem funkelnden Dialog zweier Meisterinterpreten erklingt.